Mein Webmaster fragte mich irgendwann einmal, warum meine Seite eigentlich „thecoffeedrinkingyogi“ heißen sollte. Tja, ich mag meinen Kaffee wirklich. Ich trinke meistens nur einen am Tag. Dann aber vernünftig. Am liebsten in aller Ruhe, mit einer Schale selbst-gemachten Granola und wenn alle anderen noch schlafen. Aller-allerliebste Morgenroutine. Das war aber nicht die Antwort, die ich meinem Webmaster gegeben habe. Sondern ich sagte: Ich mag keine Dogmen, wenn es um Yoga geht. Yoga urteilt nicht. Yoga gibt nicht alle möglichen Regeln vor und schon gar nicht, ob man Kaffee trinken darf oder nicht. Das Problem ist aber, viele glauben das. Ich bin nicht die, die nur selbstgemachte grüne Smoothies trinkt, auch wenn es sicher Leute gibt, die mir das zutrauen würden. „The Coffee drinking Yogi“ passt einfach zu mir. Wenn ich ganz korrekt wäre, müsste es yogini heissen aber dann ist der Name noch länger als er sowieso schon zu lang ist.
Ich habe in meinem Leben schon ein paar Mal bewusst auf Kaffee verzichtet. Manchmal die zwei Tage anhaltenden Kopfschmerzen beim Entzug in Kauf genommen, nur um dann sagen zu können, dass ich nun morgens nicht mehr einen Kaffee brauche – aber sonst gab es eigentlich keinen Grund. Während meinen Schwangerschaften hörte ich ganz ohne Kopfschmerzen einfach damit auf, Kaffee zu trinken. Von einem auf den anderen Tag fand ich den Geruch von frisch gebrühtem Kaffee plötzlich nicht mehr anziehend sondern eher zum Weglaufen. Ich hatte keine seltsamen Gelüste aber Kaffee ging nicht mehr – was ja dann vielleicht doch unter die Kategorie „seltsame Gelüste“ fällt … Ich habe also bereits zwei Mal in meinem kaffeetrinkenden Leben für einen Zeitraum von über neun Monaten auf Kaffee verzichtet. Bei beiden Kindern habe ich etwa zwei Wochen nach der Geburt und natürlich jeweils nach Rücksprache mit meinen Hebammen wieder angefangen. Ich brauche nicht so viel Schlaf, wenn ich morgens nur einen Kaffee trinke. Da ich Langzeit-Stilll-Mama bin, bringt mich dieser eine Kaffee am Morgen wirklich in den Funktions-Modus. Es ist nahezu egal, wie katastrophal die Nacht verlaufen ist, nach dem Kaffee geht es mir blendend. Warum also sollte ich das abschaffen? Ich esse vegan, trinke nie Alkohol und verzichte sogar größtenteils auf raffinierten Zucker – ich muss nicht auch noch eine Tasse Kaffee am Tag weglassen.
Für Risiken und Nebenwirkungen …
Früher hieß es, Kaffee sei ungesund. Früher haben die Leute aber auch mehr geraucht und mehr getrunken. Deswegen sind die Wissenschaftler sich heute nicht ganz einig darüber, ob die damals durchgeführten Studien im Bezug auf das Kaffeetrinken noch Bestand haben. Zum Teil wurde gar nicht berücksichtigt, wie gesund oder ungesund die Leute, die an den Studien teilnahmen, sonst gelebt haben. Kaffee enthält Koffein, das ist ein Fakt. Koffein hält wach. Ist auch eins. Koffein hat eine anregende Wirkung und das spürt jeder Mensch auf unterschiedliche Art und Weise. Frauen sollen anders darauf reagieren als Männer. Wer Medikamente nimmt, reagiert anders als Menschen, die keine Medikamente einnehmen, bei Rauchern sinkt die Konzentration von Koffein im Körper tendenziell schneller als bei Nichtrauchern, usw. Wenn man in letzter Zeit häufiger gelesen hat, dass Kaffee eigentlich gesund ist, ist das natürlich auch relativ: Wer raucht und trinkt, Übergewicht hat und sich nicht bewegt, lebt nicht gesünder, nur weil er auch Kaffee trinkt. Wer ohnehin Schlafstörungen hat, sollte vielleicht ab einer gewissen Uhrzeit das Trinken von Kaffee sein lassen oder es mal ganz ohne ausprobieren. Meistens ist unser eigener Körper ein ganz guter Ratgeber. Wenn du Kaffee trinken kannst, ohne davon Magenschmerzen zu bekommen und du nachts gut schlafen kannst, musst du nicht auf Kaffee verzichten. Es sei denn, du hast einfach Bock drauf, ihn wegzulassen.
Kaffee und Yoga passen ganz gut zusammen
Auf jeden Fall stehen für mich Yoga und Genuss in einem engen Verhältnis. Genauso wie Yoga und Verzicht auch in einem engen Verhältnis zueinander stehen. Verzicht kann auch mit Genuss zusammenhängen und wenn es Menschen gibt, denen der Verzicht auf Kaffee gut tut, dann ist es nur gerechtfertigt und gut, Kaffee wegzulassen.
Für mich ist es wichtig, dass meine Bohnen Bioprodukte sind und der Kaffee mit dem Fairtrade Siegel gekennzeichnet ist. Zurzeit nehmen wir sehr gerne die Bohnen von der Kölner Rösterei Van Dyck. Dass Bio-Bohnen ein bisschen teurer sind, nehme ich gerne in Kauf. Wer sich schon mal damit beschäftigt hat, wie Kaffeebohnen eigentlich geerntet und verarbeitet werden, hat sicher kein Problem damit, etwas mehr zu bezahlen. Denn dann weißt du auch, dass Kaffeebauer es verdammt schwer haben. Die Menschen, die Kaffeebohnen ernten, haben einen unfassbar harten Job. Wo Kaffee wächst gibt es auch viel Regen, viel Morast, rutschigen Boden, schweres Gelände. Pflücken geschieht im Idealfall per Hand – echte Knochenarbeit für wenig Geld. Und deswegen nehme ich mir auch Zeit, meinen Kaffee bewusst zu geniessen. Meine Morgenroutine.
Das Yogastudio mit Weinbar
Als wir noch keine Kinder hatten, hatte ich die Vision von einem kleinen Yoagstudio mit Kaffeebar und daneben sollte mein Mann eine Weinbar eröffnen. Für mich stehen Yoga und Genuss in einem engen Verhältnis. Ich habe keinen Bock auf Alkohol aber das heißt nicht, dass ich es nicht verstehen kann, wenn Menschen Lust auf ein Glas Wein haben. Die Vorstellung, dass man sich nach dem Yoga noch in einer Weinbar trifft, ein paar Snacks knabbert und sich gut unterhält, passt für mich. Das Leben und damit auch Glück, hat für mich, so sehr ich Ruhe und Natur liebe, auch viel mit Geselligkeit zu tun. Das mit dem Yogastudio, der Kaffeebar und der Weinbar lassen wir mal noch bleiben. Dass Yoga aber nicht immer nur mit Verzicht und Enthaltsamkeit in Zusammenhang gebracht werden soll, werde ich weiterhin propagieren.
Foto: Margarete Singer
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