Das Licht in unserem Badezimmer lässt zu wünschen übrig. Ich staune jedes Mal, wenn ich in einem Hotelzimmer in den Spiegel schaue. Was da in meinem Gesicht für Gräben (und anderes) zum Vorschein kommen! Nun haben wir ein Haus gekauft, wir sanieren zwei Badezimmer und die Lichtfrage steht im Raum. Was nun? Bleibe ich bei meinem beschaulich-dämmrigen Lämpchen oder kommt zu dem ohnehin schon mit viel Tageslicht beschenkten Raum ein LED-beleuchteter Spiegel und helle Deckenspots? Will ich mir das wirklich antun?
Wie tröstlich, dass ich gerade jetzt, während ich im Sauseschritt auf die Mitte 40 zueile, im SZ-Magazin die „Oma-Kolumne“ von Mechthild Gossmann entdeckt habe. Leider wurden die schon lange wieder eingestellt, aber ich sauge gerade jede einzelne Folge nur so auf. In der Kolumne mit dem Titel „Was ich an Tinder mag“, schrieb sie: „Wenn ich in meinem doch recht langen Beziehungsleben eine Sache gelernt habe, dann: Es geht wirklich nicht ums Aussehen. Viele Menschen sind in jungen Jahren schön. Aber alle bekommen Falten und dritte Zähne. Anders ist es mit dem Humor. Wenn jemand als Teenager gute Witze erzählen kann, dann kann er das als Rentner auch noch.“ Danke. Da glätteten sich gleich wieder die Sorgenfalten auf meiner Stirn, denn eben hatten mich auf Instagram noch die schönen Antlitze von Lena Gercke (34), Lena Meyer-Landrut (30) und Caro Daur (27) angelächelt. Wobei man natürlich jetzt zugeben muss, dass die auch alle einen passablen Humor vorweisen können.
Kürzlich klönte ich via Facebook mit einem Bekannten aus der Heimat über früher, und die Kneipen, in denen wir uns als Schüler*innen herumtrieben. „Und wenn du dann mal wieder hier bist, gehen wir feiern“, schrieb er zum Schluß und meine Schlagfertigkeit war dahin. Feiern?! Hatte ich darauf überhaupt noch Lust? Ich wage es kaum zu sagen, aber ich habe gemerkt, dass ich meinen Rhythmus „früh ins Bett, früh wieder raus“ sehr gerne mag. Ich schlafe schlecht, wenn ich mich nach 22 Uhr hinlege, ich weiß nicht einmal, wann ich zum letzten Mal einen Film nach 20.15 Uhr angeschaut habe. Erschreckend? Erschreckend spießig? Mag sein. Es ist noch nicht lange her, da war ich auf einem Geburtstag einer Freundin. Total nette Menschen, tolle Gespräche, ich fing um 22 Uhr an zu gähnen, da betraten meine Altersgenossinnen gerade erst die Tanzfläche.
Früher hieß ich in meinem Freundeskreis „Funkygirl“. Ich trug Schlaghosen und Plateauschuhe, dabei bin ich nicht in den 60ern sondern Ende der 70er geboren und mit 16 liess ich mir von einer Afrikanerin Rastazöpfe in mein nordeuropäisches Haar flechten. Mit 20 hatte ich Extensions. Heute gehe ich, wenn ich es richtig gut mit mir meine, einmal im Jahr zum Friseur und lasse den nur mit Bioprodukten an meinen Kopf. Meine Haare werden grau, meine Gesichtsfalten tiefer. Egal. Hauptsache bio.
Trotzdem habe ich immer noch den Eindruck, Funkygirl zu sein, dieser Titel erlischt nicht. Vor kurzem posteten meine früheren Klassenkameraden*innen einen Nachruf auf den Hausmeister unserer alten Schule. Was für ein Schreck! Hausmeister*innen, Lehrer*innen, Mitschüler*innen, – die werden alle nicht älter, wenn man sie zum letzten Mal bei der Abifeier gesehen hat. Wenn man früh die Heimat verlässt, bleiben alle Menschen, die man damals kannte, gewissermaßen optisch da stehen, wo man sie zuletzt wahrgenommen hat. Sie altern nicht in meiner Erinnerung. Vielleicht ist das Selbstschutz. Ich will gar keine Bilder sehen! Schon gar nicht von denen, für die ich als Teenager geschwärmt habe. Wir werden alle nicht älter! Nein! Nur die eigenen Kinder natürlich, die wachsen wie verrückt. Gerade kamen sie aus dem Bauch, da werden sie auch schon eingeschult und ich denke immer noch, ich sei die 19-Jährige, die frisch vom Abitur das Dorf Richtung Berlin verlässt. Oder wenigstens die 30-Jährige, die alleine mitten auf einer Skipiste im Berner Oberland wohnt. Dass das über zehn Jahre her ist, kann ich gar nicht glauben. Ich denke jeden Tag, was für eine coole Mama ich bin und zum Glück sind meine Kinder noch nicht alt genug, mir zu erklären, wie peinlich ich ihnen manchmal sein kann.
Glücklicherweise habe ich mich aber doch verändert. Und wie. Na klar. Ich gehe schließlich vor 21 Uhr ins Bett! Ich verstehe jetzt die Frauen, die damals, als ich noch 20 war, 40 waren und darüber schrieben, wie schön das Leben mit einer gewissen Reife sei. Ja wirklich. Ich kann meiner Lebenserfahrung eine Menge abgewinnen. Und der Art und Weise, wie ich mich verändert und meine Werte neu definiert habe. Ich glaube, heute zu wissen, worauf es im Leben ankommt. Wenn meine Falten mich stören, mach ich einfach das Licht aus. Und auf Instgram eile ich auf das Profil von Ildiko von Kürthy, wann immer ich mich versehentlich mal wieder bei Caro Daur verirrt habe. Von Kürthy hat so einen herrlichen Humor zum Thema Älterwerden und anderen gefallen zu wollen … Aber das ist jetzt auch nicht fair, den Humor als erstes zu nennen und dann erst über ihre Schönheit zu sprechen … Denn ich finde Ildiko von Kürthy schön und lustig. Zweifellos.
In Europa gibt es wieder Krieg. Ein Satz mit sechs Wörtern.
Ein Satz, dessen Sinn nicht zu fassen ist. Ich habe immer gedacht, dass ich mich zu Politik hier auf dieser Plattform nicht äußern möchte. Ich dachte immer, ich verstehe zu wenig davon. Ich dachte, es geht hier um den nicht immer ganz ernst gemeinten Versuch, Yogaphilosophie in den Alltag einer Westeuropäerin im 21. Jahrhundert zu bringen. Genau. Darum geht es. Und mittlerweile weiß ich, das erste, was man tun kann, wenn so etwas Ungerechtes, Unfassbares und Grauenvolles passiert, ist etwas zu tun. Und in der Ohnmacht und dem Glaube, nichts tun zu können, ist das erste, was man tun kann, etwas zu sagen. Auch wenn ich nicht wirklich weiß, was ich sagen soll. Es ist besser etwas zu sagen als nichts zu sagen. Das ist genauso, wenn ein Freund einen nahestehenden Menschen verloren hat. So zu tun als wäre nichts gewesen, ist das Schlimmste für Betroffene. Obwohl wir Angst haben, etwas Falsches zu sagen, ist etwas Falsches immer noch besser als gar nichts. Als einfach weiterzumachen und den Schmerz der anderen zu ignorieren. Natürlich mache ich auch einfach weiter hier.
Ich kaufe keine Vorräte ein. Aber ich sorge mich um die Menschen, die mitten im Krieg sind. Ich frage mich, wie das passieren konnte. Wie jemand so sein kann wie Herr Putin. Wie jemandem das Gefühl der Macht so viel geben kann. Ich frage mich auch, was so ein Mensch als Kind erlebt haben muss. Wie viel Hass und Gier sein Leben genährt haben müssen. Krieg kann doch niemals eine Lösung sein. Warum ist das immer noch nicht allen klar in Europa?
Es ist Krieg. Und da haben wir uns zwei Jahre lang über das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit aufgeregt. Ich muss schon sagen … Wenn ich in den nächsten Wochen, in denen überhaupt noch eine Maskenpflicht besteht, irgendjemanden, der nicht maskenbefreit ist, darüber klagen höre, einen Mundschutz tragen zu müssen, muss ich schwer an mir halten, meine yogische Grundfreundlichkeit nicht gänzlich zu vergessen. Oder wenn mir jemand begegnet, der darüber klagt, die Freiheit in unserem Land sei eingeschränkt, weil wir uns testen lassen müssen oder geimpft sein sollen, bevor wir ins Kino gehen. WHAT THE FUCK??!! Ich habe in diesem Jahr häufiger gelacht, wenn ich auf einer Plattform wie Facebook solche Sprüche gelesen haben: „Wo ist unsere Demokratie hin?“ Man mache sich nur die Absurdität eines solchen Postings bewusst. Auf Facebook!?! Gäbe es hier keine Demokratie, würden Menschen, die so etwas posten, gleich von der Polizei eingesammelt. Ich erinnere da immer gerne an die belarussische Sprinterin Kristina Timanowskaja, die sich während der Olympischen Spiele auf Instagram kritisch über einen Entscheid der Trainer zur Besetzung der 4×400-Meter-Staffel geäußert hatte. Nun lebt sie im polnischen Exil und wird in der Öffentlichkeit von Bodyguards begleitet. Um ihre Angehörigen in Belarus macht sie sich immer noch Sorgen. Und das ist „nur“ ein Beispiel, das wir kennen, weil die Betroffene zufällig auf der Bühne Olympischer Spiele stand.
Ich glaube, es ist an der Zeit, noch mal ein bisschen enger zusammenzurücken. Sich nicht über jeden Scheiß zu ärgern und insbesondere sich selbst bewusst zu machen, wie gut es uns hier geht. Die Uneinigkeit über den Umgang mit einer Pandemie vergessen und stattdessen uns wieder öfter umarmen, einander zuhören. „Darf ich heute Abend überhaupt für Freunde kochen, mit ihnen klönen und fröhlich sein?“, frage ich. „Also ein bisschen so tun, als ginge das Leben einfach weiter?“ „Du tust doch nicht so…“, flüstert das Leben, „ich tue das für dich.“‘, postete Claudia Schaumann aka wasfuermich am Freitag auf ihrem Instagramprofil.
Wann sollen wir das Leben endlich genießen, wenn nicht jetzt? Ich habe dieses Wochenende meine Kinder kaum aus den Augen gelassen. Diesen Text schreibe ich, während sie ruhig schlafen. Wir haben ganz viel gespielt, gekuschelt, gelacht. Ich habe ihre Nähe gesucht und sie bewundert. Kinder würden niemals Kriege anfangen. Ich bin per Zufall über diesen Artikel von Businesscoach Sigrun Gudjonsdottir im Netz gestolpert. Er beschreibt, was wir eigentlich gerade tun können. Und jetzt hoffe ich schwer, dass wir denen helfen, die flüchten, sie nicht abweisen. Das alles können wir tun. Jetzt.
Vielleicht ist das, wenn man Heilig Abend mit der Dreijährigen in der Notaufnahme sitzt, schon der Wink vom Universum: „Ja, du hast viel gelernt 2021, aber das Jahr hat noch einiges zu bieten. Kannste von ausgehen …“
Die Bescherung zuhause verspätete sich nur um etwa eine Stunde. Meine Tochter war unglücklich auf die Heizung gestürzt – Loch im Kopf. In der Notaufnahme der Uniklinik wurden wir freundlich empfangen und kamen – entgegen meiner Befürchtungen – schnell an die Reihe. Weihnachten war noch nicht verdorben. Und ich war so dankbar. Weil mir in der sterilen Umgebung des Krankenhauses mit blauen Lichterketten am Fenster doch bewusst wurde, dass die meisten hier weitaus größere Probleme hatten, als Platzwunden am Hinterkopf. …Dass die meisten hier nicht so schnell wieder raus konnten und garantiert nicht um den Tannenbaum tanzen würden.
Der C-Test
Und dann kam der 27. Dezember, der Tag nach Weihnachten also. Die Zeit, auf die ich mich in diesem Jahr wirklich gefreut habe. Dabei kann ich mich nicht immer mit der Leere der Tage zwischen den Jahren anfreunden. Denn Advent hat für mich eine besondere Bedeutung und das was danach kommt, ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes: Das Jahr ist so gut wie vorbei, aber das Neue hat noch nicht angefangen. Diesmal jedoch sehnte ich mich nach Langsamkeit und zäh fliessenden Stunden. Ich wollte nachdenken, lesen und mich mit aller Aufmerksamkeit den Kindern und meiner Familie widmen. Ich wollte ein wildes Jahr Revue passieren lassen, das (scheinbar) alles zu bieten hatte und ich wollte meine Visionen für 2022 manifestieren. Vom Einzug ins neue Haus träumen. Und dann mit voller Wucht im Januar die neuen Jobs starten.
Sofort Symptome!
Aber dann – ich hatte noch keinen Kaffee getrunken und nicht gefrühstückt – rief mein Mann aus seinem Büro an und sagte, sein Corona-Test sei positiv. Und von diesem Zeitpunkt an schenkte mir 2021 noch mal so richtig ein. Ich spürte alles und nichts. Vor allem konnte ich nichts essen und nichts trinken. Man hat sofort Symptome. Die Frau vom Gesundheitsamt lachte Tage später, als ich, auf ihre Frage nach Symptomen sagte: „Nachdem mein Mann mir von seinem positiven Schnelltest erzählte, hatte ich Kopfschmerzen. Zählt das?“ Besonders spürte ich aber Schwere. Schuld. Scham. Das habe ich selten so erlebt. Ich sah bereits am 27. so blass aus, als hätte ich seit sieben Tagen Corona. Ich war wütend auf meinen Mann und schaffte es gerade noch so, die Kurve zu kriegen. Was sollen diese verdammten Schuldzuweisungen in einer Pandemie? Es ist wahrscheinlich nicht möglich, sich nicht irgendwann irgendwo anzustecken. Es kann jedem passieren. Wir waren immer vorsichtig. Wir haben Geburtstage – außer die der Kinder – nicht gefeiert, uns letztes Jahr Silvester nur mit einem weiteren Paar getroffen. Wir verzichteten auf die Hochzeit meiner Kousine. Fahren seit zwei Jahren nur im Sommer zu meinen Eltern. Meinen noch nicht ganz einjährigen Neffen habe ich erst einmal gesehen. Covid kann jeden treffen. Und es tut mir leid aber ich befürchte, es wird fast jeden treffen. Ich tat das einzig Richtige: Ich verwandelte das Wutgefühl in Sorge um ihn. Das PCR-Ergebnis kam noch am selben Tag. Positiv.
Ingwer gegen Corona
Nachts lag ich wach. Ich fragte mich, wie lange das in der Quarantäne so sein würde? Wie lange man schlaflose Nächte haben würde, aus Sorge um andere und die Kinder oder ob das irgendwann weg gehen würde, wie alles, an das man sich so Schritt für Schritt gewöhnt. Da ist ständig die Frage: Wen haben wir angesteckt? Am nächsten Morgen presste ich Ingwersaft, trank Salbeitee, schob den Kindern löffelchenweise Tee in den Mund und Vitamine. Ich übte zwischendurch Pranayama. Dabei wechselte sich der Gedanke: „Ich rette mich mit allen Haustricks, die es nur so gibt“ mit dem „Das haben wohl auch schon andere alles versucht“ im Fünfminuten-Takt ab.
Fiese Grippe, leichter Verlauf
Einen Tag später war auch mein PCR-Test positiv, meine Nase begann zu laufen und noch mal einen Tag später hatte ich dann das, was Virologen als einen leichten Verlauf bezeichnen: fiese Grippesymptome. Die Tage verliefen trotz dickem Kopf erstaunlich schnell. Noch nie stand nach Weihnachten so schnell Silvester vor der Tür. Ich hatte keine Sekunde Zeit gehabt, über mein Jahr nachzudenken. Stattdessen mehrmals mit der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Gesundheitsamt, meiner Hausärztin, Arbeitskollegen, meiner Familie telefoniert. Ich schleppte mich durch Grippetage. Die Nächte wurden besser. Besser als die Tage. Ich konnte schlafen, und spürte, dass mein Körper die Erholung dringend nötig hatte.
Kater ohne Party
Silvester verpennte ich. Das war auch nicht anders zu erwarten. Der 1. Januar fühlte sich an, als hätte ich den übelsten Kater meines Lebens. Nur hatte es vorher keine Party gegeben. Was für ein Jahresanfang, dachte ich und sah plötzlich in allem nur grau. Und dann kam der 2. Januar und mit ihm offenbar irgendein Hormoncocktail – keine Ahnung, aber alles wurde heller. Zu dem Zeitpunkt waren die Kinder immer noch negativ und mir wurde klar, dass sich die Quarantäne verlängern würde, aber was machte das schon? Ich hatte von Anfang an keine Angst vor der Quarantäne gehabt. Wir hatten ja auch schon diverse Lockdowns mitgemacht und nun verlängerte sich eben der Weihnachtsurlaub. In Schleswig-Holstein explodierten die Infektionszahlen. Omikron auf dem Vormarsch. Ich war irgendwie auf einmal froh, dass wir das offenbar jetzt, zu einem Zeitpunkt, zu dem wir ohnehin zuhause waren, durchgemacht hatten. In der Zwischenzeit waren die Kinder positiv, sie blieben Gott sei Dank mehr oder weniger symptomfrei.
Mein JA!hresmotto
Während ich noch Grippesymptome hatte, las ich das Buch von Michael Lehofer: „Die Welt sagt den ganzen Tag Ja zu uns. Aber wie oft habe ich das Ja des Lebens übersehen? Wir bilden uns ein, das Leben ist dann in Ordnung, wenn es den Bedingungen entspricht, die wir für ein glückliches Leben unabdingbar finden. Wenn das Wetter schön ist, ist der Urlaub schön. Solcherart entging mir in meinem Leben eine Fülle lebensspendender Ja. Das Ja ist der Sauerstoff für unseren Seelenfrieden. Wir dürfen nicht vergessen, diesen Sauerstoff einzuatmen, nur weil er nicht in der Weise an uns herangetragen wird, wie wir es erwarten.“ Das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt, würde ich sagen. Das „tägliche Ja des Lebens“ wurde plötzlich zu meinem Jahresmotto. Das Ja sehen, auch wenn Nein manchmal zu überwiegen scheint, das finde ich, ist ein schönes Bild. Und geht es nicht letztlich darum, die Jas des Lebens zu schmecken, zu fühlen, zu riechen? Nur so entdecken wir ja jeden Tag aufs Neue wie wertvoll dieses Leben ist. Und so hatte ich dann mein Jahresmotto: „JA(hr)!!“
Testen, testen, testen
Und dann wurde es besser. Ich bin froh, dass ich geimpft bin. Ich schreibe das nicht, um andere zu überzeugen, sondern das ist meine persönliche Meinung. Mein Mann ist geboostert und hatte deutlich geringere Symptome als ich – allerdings ging die Ansteckung innerhalb unserer Familie auch von ihm aus; das bedeutet, auch mit Booster überträgt sich die Krankheit. Deswegen darf ein Booster auch nicht der Freifahrtschein für alles sein. Regelmässige Schnelltestes sind meiner Erfahrung nach unabdingbar. Die haben übrigens auch bei meinen (kleinen) Kindern sehr gut funktioniert und Ergebnisse geliefert. Testen tut nicht weh. Mein Mann und ich waren so neugierig darauf, wie unsere Schnelltests in allen Stadien der Krankheit reagieren würden, dass wir uns ständig selbst testeten. Es sollte niemand als Affront empfinden, wenn vor einem Treffen nach Tests gefragt wird. Im Gegenteil. Ich kann es nur empfehlen. Es ist niemals persönlich gemeint, sondern schützt einfach.
„Die Krankheit verläuft bei jedem anders. Auch deshalb sollten wir umsichtig beim Kontakt mit unseren Mitmenschen sein“, schreibt der Fotograf Mathias Haltenhof auf seinem Blog, der dort auch einen Erfahrungsbericht zum Verlauf seiner Krankheit veröffentlicht hat. Und genauso ist es. Ich glaube immer noch, dass wir, dafür dass wir in einer weltweiten Pandemie stecken, viele Freiheiten haben. Dass die Pandemie nervt, steht ausser Frage. Aber gemeinsam einsam ist besser als einsam einsam, oder? Das habe ich nämlich auch gelernt, in diesen Tagen: Wir haben wahnsinnig liebe Nachbarn, ein tolles Netzwerk an Menschen um uns herum, die uns geholfen haben, für uns einkauften und die Kinder zwischendurch mit besonderen Kleinigkeiten überraschten. Andere zu schützen muss immer das oberste Gebot sein. Deswegen fährt man ja auch nicht besoffen Auto. Ich weiß, das ist ein dummer Vergleich, aber letztlich dann eben auch wieder nicht.
Psychische Belastung
Im Sommer habe ich bereits diesen Artikel gelesen und empfohlen und deswegen hat mich die psychische Belastung, der ich mich von Anfang an ausgesetzt fühlte, vielleicht nicht so sehr überrascht. Im Übrigen hatte ich mit drei verschiedenen Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes Kontakt und kann hierzu nur sagen: Das waren durchweg sehr freundliche, unterstützende Telefonate. Während die 116117 sich zum Teil eher angestellt hat, als geholfen. Aber egal. Dafür hatten wir zum Glück sehr kompetente Haus- und Kinderärzte und brauchten die Kassenärztliche Vereinigung somit nicht. Uns geht es gut. Ich bin immer noch etwas erkältet. Ich starte ziemlich positiv gestimmt ins neue Jahr. Im wahrsten Sinne des Wortes 😉 Ob ich in acht Wochen ohne Probleme joggen gehen kann, werde ich dann irgendwann hier mal ergänzen. Noch gehe ich davon aus.
An einem Dezembermorgen hatte ich mich ertappt. Alle außer mir waren aus dem Haus. Die Adventskerze flackerte. Ich hatte morgens für die Kinder Rolf Zuckowskis CD „Mein allerschönster Weihnachtstraum“ aufgelegt. Tatsächlich. In unserer Küche steht noch ein CD-Player. Eine Loewe Soundbox. Irgendwann im letzten Lockdown hatte ich den Eindruck gewonnen, dass die Familie harmonischer miteinander umging, wenn Zuckowski Weihnachtsstimmung verbreitete. Nun saß ich alleine in der Küche. Und liess die Musik laufen. Zuckowski sang: „Da war mit einem Mal der Himmel nicht mehr fern. Da sang ein Engelschor: Die Welt ist nicht verloren. Und über allem strahlte hell der Weihnachtsstern.“ Ich wählte die Wiederholungsschleife. Ein Kinderlied tröstete mich. Muss ich mich dafür schämen?
Wie 2020. Nur noch schlimmer
Wer von uns hätte wohl letztes Jahr im Dezember gedacht, dass wir auch 2021 im Advent dieselben Nachrichten lesen, dieselben Diskussionen führen, dieselben Sorgen teilen würden? Nur noch schlimmer. Weil jetzt war ja auch noch: Afghanistan, militärische Aktivitäten an der Grenze zur Ukraine, überall Konflikte und ein neues Wort, das eigentlich gar nicht so fürchterlich klang, wie es sein sollte: OMIKRON. Die Weihnachtspläne werden wir wieder verschieben müssen. Zur dänischen Familie fahren bei einer Inzidenz von über 900? Möchte ich die 800 Kilometer in einem übervollen Zug zurücklegen, um zu meinen eigenen Eltern zu kommen?
Das Kostbare kostbar lassen
Ich hatte gerade einen Blogbeitrag für ein Schweizer Reiseunternehmen geschrieben. „Corona hat uns gelehrt, zu verstehen, dass Reisen keine Selbstverständlichkeit sind“, schrieb ich da. Wir hatten sie uns einfach erschaffen: Eine Welt, in der alles möglich sein sollte und musste. Dafür überrollten wir alles, was sich uns in den Weg stellte. Das Wohl der Natur, der Tiere, der Menschen. Reisen sind kostbar. Die Erfahrungen, die wir dabei machen, noch kostbarer. Und ist nicht alles, was uns kostbar ist, auch so zu behandeln? Wir müssen wieder lernen, dass wir nicht alles in der Hand haben. Aber trotzdem bedeutet das nicht, dass ich jetzt Trübsal blase, mich aufrege, Gräben grabe zwischen denen, die anderer Meinung sind und mir. Wenn Weihnachten vorbei ist, werde ich zwischen den Jahren, der einzigen Zeit, in der Langsamkeit erlaubt ist, darüber nachdenken wie 365 Tage verlaufen sind. Es werden auch dieses Jahr mehr schöne als schlechte Erinnerungen bleiben.
Chaos. Wunder. Das ist Weihnachten
Vergangenen Dezember hatte ich ein Interview im Süddeutsche Magazin mit dem Münchener Pfarrer Rainer Maria Schießler gelesen. Da sagte er: „Wissen Sie was, die Leute reden immer von einem harmonischen Weihnachtsfest. Warum eigentlich? Als Jesus geboren wurde, war nichts harmonisch: Volkszählung, Militärtruppen, Wucherpreise, Guerilla-Anschläge, das war ein riesiges Durcheinander, und dann wird in einem Stall dieses Kind geboren, ein Wunder im Chaos, das ist Weihnachten.“
Dieses Bild trägt mich nun schon zum zweiten Mal durch die Weihnachtszeit. Ich schiebe es mit einem Schmunzeln vor mir her: Ein Wunder im Chaos. Das ist Weihnachten. Deswegen dürfen wir uns auch ruhig über Weihnachten freuen. Über den Christbaumstollen und die leuchtenden Augen der Kinder. Über jede neue Kerze am Adventskranz, jedes Türchen am Adventskalender. Jede Umarmung, jedes „Frohes Fest“. Den Geruch von Frischgebackenem. Geschenke unterm Tannenbaum. Und natürlich: Rolf Zuckowski. Merry Christmas.
Sylvia Furrer und Holger Hoffmann reisten mit Rentieren durch Sibirien, sie lebten bei Indianern im Amazonas, besichtigten die höchsten Sanddünen der Welt in der Inneren Mongolei, zogen mit einem Guide, der mit Gesten kommunizierte, durch Mauretanien. Gerade planen sie eine Camperreise von der Schweiz bis nach Südafrika. Von 1977 bis heute haben sie gemeinsam 78 Reisen außerhalb Europas unternommen, davon die Hälfte in Asien und knapp ein Drittel in Afrika. Lediglich acht Reisen waren „on the beaten track” und drei mit dem eigenen Fahrzeug.
Nachdem es auf einer der ersten Reisen fast zu einer Katastrophe gekommen war, entwickelten sie angelehnt an Star Trek ihre „Strategie 1“ – den Schadensbericht. „Als sich nach dem Studium ein Zeitfenster von fünf Monaten öffnete, wollten wir dieses für eine längere Rucksackreise nach Indien, Sri Lanka und Nepal nutzen. Zu Beginn machten wir alles falsch: Wir sparten bei den Unterkünften, tranken eisgekühlte Getränke statt heißem Tee und ließen uns ein paar Mal leichtfertig übers Ohr hauen. So litten wir unter den Bissen von Bettwanzen und Flöhen, hatten Bauchkrämpfe und Durchfall und waren dauernd auf der Hut vor weiteren Betrügereien. Die Reise drohte zu einem Desaster zu werden. Der Tiefpunkt kam in Varanasi: Sylvia fühlte sich miserabel und bat mich, sie ins Guesthouse zurück zu bringen. Ich wollte aber fotografieren und verstand nicht, wo ihr Problem lag. Sie war zu schwach, um meine Fragen zu beantworten und ich verstand nicht, warum sie sich nicht klarer ausdrückte. Wir hatten ein Kommunikationsproblem. Erst als sie sich nicht mehr von der Stelle rührte, realisierte ich die Ernsthaftigkeit der Situation. Da wurde uns beiden klar, dass wir so nicht weiter miteinander reisen können.“ Heute weiß Holger, dass Sylvia in Situationen, in denen es ihr schlecht geht, stiller wird.
Strategie 1: Schadensbericht
Gerettet hat sie Science Fiction. In Anlehnung an die Schadensberichte in „Star Trek“ begannen sie damit, sich auf Reisen allmorgendlich gegenseitig über die Befindlichkeit von Kopf bis Fuß abzufragen. Dabei ging es zuletzt immer um den Allgemeinzustand und die Moral, welche die beiden mit einer Note umschreiben. „Weniger als 4 ist Alarmzustand. Dann wäre z.B. ein Ruhetag angesagt“, erklärt Holger. Der Nutzen des Schadensberichts liegt in der frühzeitigen Erkennung sich anbahnender Probleme. Sind diese kommuniziert, kann der Partner bei der nächsten Rast oder am Abend nachfragen, seine Anteilnahme ist gesichert und Maßnahmen werden frühzeitig ergriffen. „Das ist ein Ritual, einer von uns fängt an und man hört primär mal zu. Wichtig ist: Den anderen vollständig aussprechen zu lassen. Bis alles raus ist. Man darf natürlich unterbrechen und nachfragen“, sagt Sylvia.
Strategie 2: Recovery Tent
„Ermutigt von den positiven Erlebnissen auf unseren Reisen, öffneten wir uns Kulturen, die ganz anders funktionieren als wir. Oft kamen wir jedoch an unsere Grenzen, sei es bezüglich extremer Klimaverhältnisse, körperlicher Anstrengung beim Trekking, schlechter Hygiene, uns anfänglich ekelnder Speisen. Dazu kamen für uns unvorstellbare Gesundheitsprobleme der Bevölkerung und das Versagen gewisser Staaten bezüglich Schulung von Kindern oder Bereitstellung der primitivsten Infrastruktur wie Brunnen, brauchbare Straßen oder Versorgung mit Energie. Unser Bestreben war immer, jedem Einzelnen mit Respekt zu begegnen. Aber es ist nicht immer leicht, wenn uns Wohlstandsverwöhnten so viel Elend und systemimmanente Probleme begegnen. Und wie schaffen wir es, unsere Betroffenheit und Stimmung nicht an ihnen oder am eigenen Partner oder der Partnerin auszulassen? So entwickelten wir mit den Jahren auf unseren Reisen, die uns zunehmend zu entlegenen und nicht immer leicht zugänglichen Kulturen führten, Schritt für Schritt eine weitere Strategie“, berichtet Holger.
Als sie in Kamtschatka mit drei Russen unterwegs waren, nahm ihr Guide eine Flasche Alkohol hervor und jeder musste vor dem Trinken aus dem kleinen Glas einen Trinkspruch zum Besten geben. Meist ging es um die Freundschaft zwischen den Völkern oder um Wünsche bezüglich Gelingens des gemeinsamen Trekkings. Dabei war nie einer betrunken, eher liebevoll konzentriert auf die mit dem Gesagten verbundenen Emotionen.“
Ein anderes Ritual lernten sie, als sie mit ihrem Guide im Südwesten von Angola unterwegs waren: „Sobald wir einen Übernachtungsplatz im Busch gefunden hatten, wurden zuerst die Campingstühle und der Tisch aufgestellt, dann aus der mitgeführten Kühltruhe Gläser mit Cola und Brandy gefüllt und beim Sundowner ein Tagesrückblick ausgetauscht. Erst danach stellten wir das Zelt auf und machten uns ans Kochen des Abendessens.“ Diese Rituale übernahmen sie teilweise für das eigene Wohlbefinden. „Auf unseren Trekkingreisen in Irian Jaya, bei den Kogi in Kolumbien oder den Naga in Myanmar, während denen wir den ganzen Tag eng mit Menschen ganz anderer Kulturen verbracht haben, lernten wir, wie wichtig es für unsere Psychohygiene ist, uns am Abend vor dem Nachtessen für eine halbe Stunde in das Zelt zurückzuziehen und von all den intensiven Eindrücken etwas Distanz zu gewinnen. Wir nennen das ‚Rückzug ins Recovery Tent‘“.
Das Paar realisierte schnell einmal, dass es unter Spannung steht, sobald es sich außerhalb der vertrauten Zivilisation aufhält. Das betrifft uns alle. Das Erlebte beschäftigt uns meist stärker, als wir das wahrhaben wollen.
Auch hier denke ich wieder an die Kinder, die häufig mit Situationen beschäftigt sind, die für uns Erwachsene kaum Belang haben. „Emotionale Spannung kann leicht falsch ausagiert werden. Eine Möglichkeit sie zu reduzieren, ist der ritualisierte Tagesrückblick im Recovery Tent. Es ist ein Rückzug zum Reflektieren. In islamischen Ländern machten wir die Erfahrung, dass dieses Ritual auch ohne Alkohol wirkt“, sagt Holger. Zuhause brauchen Sylvia und Holger zwar kein Recovery Tent, aber dafür gönnen sie sich gelegentlich eine „Happy Hour“. Das bedeutet dann, dass sie einfach mal gemeinsam etwas geniessen, besprechen, innehalten.
Strategie 3: Lola rennt!
Selbst in einer langjährigen Beziehung ist die Kommunikation zwischen den Partnern oft von Missverständnissen geprägt. Das führt unweigerlich zu gehässigen Reaktionen und Streit. „So sehr wir uns immer wieder mehr Gelassenheit wünschen und dauernd daran arbeiten, haben wir uns gelegentlich in einer Negativspirale mit unnötigen Verletzungen verrannt, aus der es fast kein Zurück mehr gab. Das Konzept mehrerer Optionen wird oft in Filmen umgesetzt. Dies geschieht durch die Darstellung alternativer Handlungsstränge („Was wäre, wenn…?“). Gute Beispiele dafür sind die Filme „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und „Lola rennt“. Letzterer zeigt dreimal dieselbe Zeitspanne von 20 Minuten, jeweils mit kleinen Detailunterschieden, die die Handlung zu einem völlig anderen Ausgang führen“, berichtet Holger.
Eine ihrer ersten gemeinsamen Reisen: „Wir haben so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.“
Auf einer fast sechs Monate dauernden Reise nach Zentralasien entwickelten sie folgende Regel: Sobald sich einer durch Äußerungen oder Handlungen verletzt fühlte, sprach er die Zauberworte: „Schnitt! Lola renn!“ Dem anderen wird damit klar, den „bisherigen Film“ hier anzuhalten und einen Moment innezuhalten. So erhalten beide die Gelegenheit, emotional etwas Distanz zu gewinnen und zu reflektieren, was bisher schief gelaufen ist. Erst dann ist es möglich, eine alternative Realität zu kreieren mit einer Wortwahl oder Handlung, die einen weniger verletzenden Effekt hat. Je früher die Intervention erfolgt, desto leichter fällt es dem anderen, darauf einzugehen. Oft führt dies dann sogar zu einem Lachen auf beiden Seiten. Grundsätzlich will ja keiner den anderen verletzen.
Die „Lola-rennt-Strategie“ habe ich tatsächlich schon bei meinen Kindern angewendet, bevor ich mit Holger und Sylvia gesprochen hatte. Beispiel: Ein Kind knipst abends vorm Schlafengehen das Licht aus, das andere bricht in Tränen aus, weil es auch das Licht ausknipsen wollte. Ich frage nach, wo das Problem liegt und wende dann „Lola rennt“ an. Das andere Kind darf das Licht ausknipsen. Manchmal lasse ich beide tatsächlich einige Male das Licht ausknipsen. Denn wem bricht es einen Zacken aus der Krone? Dem Stromnetz? Mir? Nein. Für die Kinder hat es aber eine große Bedeutung. Manchmal kommt es zu Konflikten zwischen mir und einem Kind. Und es gibt Gelegenheiten, da muss ich mir eingestehen, dass das Kind eine bessere Lösungsmöglichkeit vorgeschlagen hat als ich. Auch dann kommt „Lola rennt“ ins Spiel – meine Kinder dürfen dann ihren statt meinen Lösungsvorschlag umsetzen.
Selbst entscheiden, wer ich bin
„Es lohnt sich, um eine Paarbeziehung zu kämpfen, nicht nur auf Reisen“, sagt Holger. „Wir haben auch gelernt, dass wir die Bedürfnisse des anderen wahrnehmen und respektieren müssen“, sagt Sylvia. Sie erzählt ein Beispiel: „Manchmal kamen wir in ein Hotel, waren hundemüde und einer von uns warf sich sofort aufs Bett. Doch der andere sagte: Das hier stimmt für mich nicht. Lass uns woanders übernachten. Es gab Zeiten, da haben wir das nicht ernst genommen, waren genervt, weil wir nur an die eigene Befindlichkeit gedacht haben. Aber das Unwohlsein des anderen hat einen Grund. Das ungute Gefühl hat sich oft bestätigt. Und so haben wir gelernt das zu akzeptieren.“
Sie nennen es eine Co-Evolution, die sie auf den Reisen durchgemacht haben: „Wir haben gelernt, aufeinander zu hören und Vertrauen ineinander zu haben“, sagt Sylvia. „Uns hat die Auseinandersetzung mit dem radikalen Konstruktivismus geholfen: „Jeder Mensch kreiert sich seine eigene Wirklichkeit.“ Das ist nicht wertend. Ich muss nicht die die Wahrheit für mich in Anspruch nehmen. Jeder hat seine Sichtweise. Manchmal ertappen wir uns dabei, dass wir uns nicht nach diesen Erkenntnissen verhalten“, bekennt Holger. „Wenn etwas unerträglich wird, dann muss man das Gespräch suchen. Dem anderen sagen, ich leide darunter.“ Holger zitiert gerne den Kybernetiker Heinz von Förster: „In jedem Augenblick, kann ich entscheiden wer ich bin.“
Direkt nachdem ich vor einigen Monaten ein Interview mit Sylvia Furrer und Holger Hoffmann für einen Reiseblog geführt hatte, fühlte ich mich wie nach einem guten Coaching. Dabei hatten die beiden mir bloß von ihren Reisen erzählt. Das Gespräch führte von ihren spannenden Reisen hin zu ihrer Art, miteinander umzugehen und zu leben. Furrer und Hoffmann sind seit über 45 Jahren ein Paar. Mir war gleich aufgefallen, wie die beiden übereinander sprachen. Das waren keine übertrieben verliebten Töne, sondern sie hatten einen guten Humor. Sie konnten über die vermeintlichen „Schwächen“ des anderen lachen, sich liebevoll aufs Korn nehmen, und gleichzeitig war in jedem Satz auch zu spüren, dass da Respekt ist. Ich wollte also unbedingt ein weiteres Interview führen. Ein Gespräch, in dem es um das Geheimnis einer funktionierenden Paarbeziehung gehen sollte. Was für ein Thema. Gibt es das überhaupt?
Die großen Herausforderungen für Paare beginnen, wenn einschneidende Erlebnisse den Alltag komplettieren. Kinder, Schwangerschaften mit unerwartetem Ausgang, gewünschte ausbleibende Schwangerschaften, Schicksalsschläge, Krankheiten, Jobverlust, Neuanfang an einem fremden Ort, …
Vergleiche nicht
Die Geschichte einer Partnerschaft lässt sich niemals auf eine andere adaptieren. Ich habe damit aufgehört, Vergleiche zu ziehen, denn meine Familie ist einzigartig. Genau wie deine. Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind – wenn ich jetzt doch wieder Vergleiche ziehe – Luxusprobleme, aber in ihrer Summe einzigartig: Wir sind in den vergangenen acht Jahren sechs Mal umgezogen. Wir sprechen zwei unterschiedliche Muttersprachen. Wir haben zwei Kindergartenkinder und keine Großeltern oder andere Verwandtschaft in unserer Nähe. Mein Mann ist angestellt, ich bin selbständig. Viele Umzüge, viele Neuanfänge. Viele Kita-Eingewöhnungen, viele Kranktage, viel Pandemie-Zeit. Wenn es Schwierigkeiten gibt, liegt das meistens daran, dass mindestens einer oder eine überfordert ist. Und das hat häufig rein gar nichts mit dem/der anderen zu tun. Trotzdem werden wir dann ungemütlich. Das gilt für Erwachsene genau wie für Kinder.
Leidenschaft und Herausforderung
Es mag etwas verrückt klingen – aber die große Herausforderung von Sylvia Furrer und Holger Hoffmann ist gleichzeitig ihre große Leidenschaft: Das Reisen. Das verbindet natürlich auch. „Unser Stil zu Reisen ist jedoch für eine Paarbeziehung immer wieder eine harte Belastungsprobe. Dass wir immer noch ein Paar sind, schreiben wir drei Strategien zu, die wir in den letzten 45 Jahren miteinander auf unseren Reisen entwickelt haben“, sagt Holger. Sylvia und Holger reisten mit Rentieren durch Sibirien, sie lebten bei Indianern im Amazonas, besichtigten die höchsten Sanddünen der Welt in der Inneren Mongolei, zogen mit einem Guide, der mit ihnen lediglich mittels Gesten kommunizierte, durch Mauretanien. Gerade sind sie unterwegs auf einer Camperreise von der Schweiz bis nach Südafrika. Von 1977 bis heute haben sie gemeinsam 78 Reisen außerhalb Europas unternommen, davon die Hälfte in Asien und knapp ein Drittel in Afrika. Lediglich acht Reisen waren „on the beaten track” und drei mit dem eigenen Fahrzeug.
Fairness, Augenhöhe, Verantwortung
Sie lernten sich in Bern im Studentenwohnheim kennen . Holger, Medizinstudent, Sylvia studiert Jura. Das war 1975. Später unterstützt Holger Sylvia, als sie ihren MBA in Rochester, New York macht. Holger wird Chefarzt am Zentrum Psychiatrische Rehabilitation an der Uni Bern.
Von Anfang an führten sie eine Beziehung auf Augenhöhe. Keiner nahm sich selbst wichtiger als den anderen. Sylvia hatte Holger im Studentenheim gezeigt, wie man ein Hemd bügelt, Holger hatte Sylvia gezeigt, wie man die Waschmaschine bedient. Ein Grundsatz der beiden – von Beginn an: „Wir streiten nicht wegen Haushalt.“ Sie unterstützen den jeweils anderen im Erreichen der beruflichen Ziele. „Wir hielten uns von Anfang an an an die beiden Hauptsätze der Verantwortungsdynamik, die sich an die der Thermodynamik in der Physik anlehnen: Erstens: Die Summe der Verantwortung in einem System ist konstant. Zweitens: Wer die Verantwortung übernimmt, der hat sie auch (und behält sie auch meist). Mit anderen Worten: Wenn einer Unordnung schlechter erträgt, als der andere, sorgt er für Ordnung eund der andere kann sich darauf verlassen und sich zurücklehnen“, sagt Sylvia. Deswegen sei es im Übrigen auch so schwierig, Kindern Aufräumen beizubringen. „Für Kinder ist klar, dass das der Job der Eltern ist. Denn die wollen die Ordnung ja auch und nicht die Kinder. Und daher ist es nur normal, dass Kinder nicht aufräumen“, erklärt Sylvia. Dieser Grundsatz habe die Beziehung ungemein entspannt. „Es gibt innerhalb einer Beziehung genug Konfliktpotenzial“, sagen die beiden.
Ein weiterer Grundsatz sei der der Fairness. „Um herauszufinden, was faire Verhältnisse bedeuten, muss ich eigentlich nur mein Hirn anschalten“, sagt Sylvia. Und so war es auch für Holger schon in den 70er-Jahren klar (immerhin gibt es in der Schweiz Kantone, in denen Frauen erst seit 1966 das Wahlrecht haben), dass seine Partnerin beruflich dieselben Möglichkeiten haben sollte wie er.
Neue Strategien
Nach diesen Regeln lebten sie von Beginn ihrer Beziehung an. Herausforderungen blieben selbstverständlich dadurch nicht aus. Sowohl in ihrem Alltag als auch auf den spannenden Reisen. Daher mussten sie neue Strategien entwickeln, um auch diesen Herausforderungen standhalten zu können.
In Teil 2 erfährst du, welche Strategien die beiden für sich entdeckten und sowohl auf ihren Reisen als auch zuhause anwenden, wenn es wild wird. Und hier geht es zu Teil 2.
Am Montagabend blieb für einige die Welt stehen. Für mich nur Instagram, Facebook und WhatsApp. Das war – ehrlich gesagt – angenehm. Von mir aus können die sozialen Netzwerke ab und zu ruhig für ein paar Stunden zusammenbrechen.
Auch ich scrolle abends durch Instagram und halte angeblich via Facebook den Kontakt zu vielen Menschen aufrecht. Aber ich schreibe hier nicht, weil ich gerne Influencerin wäre oder glaube, mein Instagramprofil müsse unbedingt Tausende Follower haben. Ich freue mich, wenn sich jemand auf diese Seite verirrt und einen Text hier liest. Die sind aber den meisten Menschen heute ohnehin zu lang. Wenn ich ehrlich bin, juckt mich nicht, wie viele sich Fotos auf meinem Account anschauen. Bin ja keine Fotografin. Mein Leben wird durch „Likes“ nicht eine Sekunde lang heller. Kürzlich las ich unter einem Instagram-Profil: „Your number of followers does not make you better than anyone else. Hitler had millions. Jesus had twelve.“ Zugegeben: Ich musste schmunzeln.
Bin ich noch zu retten?
Ich stelle mir ziemlich häufig die Frage, ob jemand, der wie ich selbständig arbeitet und dann auch noch mit den Themengebieten Text, PR und Yoga, nicht auf jeden Fall einen Instagram-Account bedienen muss. Ich bin mir sicher, dass ich kaum Kunden über Instagram akquiriert habe. Aber wie finde ich sie? Oder: wie finden sie mich?
Ich bin nicht mehr 22. Meine Kunden auch nicht. Manchmal denke ich, ich sollte mehr Zeit in LinkedIn stecken, in eine vernünftige Webseite und den Rest einfach lassen. Stattdessen suche ich mir für diesen Artikel bewusst ein Bild aus, das mich in Poser-Pose zeigt. Hirnverbrannt? Oder nur normal? Bin ich noch zu retten?
Ich beobachte mit Sorge, dass junge Sportler, die es bis in die Weltspitze schaffen, von potentiellen Sponsoren zu hören bekommen, sie müssten sich Instagram-Follower kaufen, bevor sie einen Vertrag bekommen könnten. Und ich sehe schon lange das „Social Dilemma“ oder wie ich es auch nenne, die „Instacrux“: Während wir sozialen Netzwerken viel abgewinnen können, lassen sich gerade junge Menschen (besonders Mädchen) von den sogenannten Influencer/innen hinters Licht führen. Damit meine ich nicht, dass sie jeden Scheiß kaufen, der glatte Haut, schöne Haare oder schmerzfreie Menstruationstage verspricht. Ich meine, dass sie glauben, die Welt sei Instagram.
Inszenierte Identität
Autorin Jacqueline Draheim-Frank ist Biologie- und Germanistiklehrerin und studierte Psychologin. Sie beschäftigte sich mit dem Thema „die digitale Identität als Stressor für Jugendliche“ und sagt: „Jugendliche können ihre Identität inszenieren und andersrum perfekt kreierten Identitäten folgen. Es findet eine immer abrufbare Konfrontation eines Vergleichssystems auf Knopfdruck statt. Die Person, der ich folge, ist schöner, schlanker, sportlicher, erfolgreicher, fröhlicher, mutiger, hat mehr Freunde, erlebt mehr, sie stellt das dar, was ich nicht habe und nicht bin, zumindest auf den ersten Klick.“ Das heißt: Die Jugendlichen müssen sich nicht nur im realen Leben behaupten und Anerkennung in der gleichaltrigen Gruppe finden, sie müssen es auch in der digitalen Welt schaffen. „Sie müssen Freunde und Follower finden und stehen in Konkurrenz mit perfekt inszenierten Scheinrealitäten. Das Fotoshop-Selfie, die Fotografie des eigenen Selbst, wird ständig begleitendes Darstellungsmittel und sucht nach Likes“, sagt Draheim-Frank, die auch Yogalehrerin und Heilpraktikerin ist.
In einer ihrer Hausarbeiten zitierte sie die Direktorin für Medien- und Kommunikationsmanagement der Uni Graz: „Es geht nicht um die ehrliche Suche nach dem: ‚Wer bin ich?‘ sondern nach: ‚Wie muss ich sein, damit mich die andern liken?'“
Depressionen, Magersucht
Die Befragung von 1479 Jugendlichen zwischen 14-24 Jahren durch die „Royal Society for Public Health“ informiert, dass jeder sechste Jugendliche aufgrund sozialer Mediennutzung unter Angstzuständen leidet. Vor allem seien es Depressionen, verminderte Selbstwahrnehmung, Schlafmangel und Cyperbulling (Internet Mobbing), sowie die Angst davor, etwas zu verpassen (FoMO, Fear of missing out, www.safersurfing,de, Jugendliche und der Einfluss von social Media, 24.6.2018). So gesehen war das also gar nicht so überraschend, was Whisteblowerin Frances Haugen kurz vor dem stundenlangen Shutdown gegen Zuckerbergs Konzern ausgesagt hatte. Es ist eher logisch.
Kein Geheimnis, dass Facebook und Instagram von Empörung profitieren. Ihre Algorithmen sind darauf ausgerechnet, denn ein bestimmtes Gefühl lässt sich leicht in den Sozialen Netzwerken triggern: Wut. Das haben wir besonders schön während der noch andauernden Corona-Pandemie zu spüren bekommen.
Kann das yogisch sein?
Also fragte ich mich in dieser Woche mal wieder: Wie möchte ich meine Kinder im Umgang mit sozialen Netzwerken sehen? Was sollen sie von ihrem Leben preisgeben und mit einer Öffentlichkeit teilen? Wie sehr soll sich unser Leben generell auf das Netz beschränken?
Wie lässt sich auch in der aktuellen Zeit ein gesunder Umgang mit den sozialen Medien lernen (schließlich habe ich meinen heutigen Mann auf Facebook „wiedergefunden“ und übrigens über das soziale Netzwerk mit manchen früheren eher flüchtigen Bekanntschaften begonnen, einen innigeren Kontakt zu pflegen …)? Möchte ich Teil einer Welt sein, die logischerweise nur im Außen stattfindet? Ich erwarte keine Antworten und gebe in diesem Artikel auch keine. Er berichtet einfach von meinen Gedanken, die natürlich auch immer wieder um das Thema kreisen: Sind Yogis auf Instagram tatsächlich yogisch?
Der Juli ist vorbei. Das macht mich wehmütig. Irgendwie war dieser Sommer so kurz wie ein Windhauch – auch ähnlich angenehm. Im Juni kitzelte er mich, gab mir Energie. Mein mentaler Espresso. Leichtigkeit war zu spüren, Erleichterung. In meinem Umfeld waren schnell mehr geimpft als ungeimpft – ich hatte den Eindruck, spätestens im September würden wir diese Pandemie in den Sack stecken können. Dann kam König Fußball, mit ihm der Regen und erschütternde Bilder aus englischen Fußballstadien. Das Verhalten von UEFA und den Fans auf den Rängen im Stadion – ein Hohn für die Schulkinder dieser Erde, denen wir eineinhalb Jahre lang erklärt hatten, sie müssten Abstand halten und Maske tragen. Unsere Sommerferien waren durchwachsen, irgendwer war immer erkältet, die Nachrichten lagen schwer auf meinen Schultern: Ganze Orte spülte es diesen Sommer weg. Deswegen wollte ich meine Ferien nicht schlecht finden, sondern da war vor allem Dankbarkeit. Als vor ein paar Tagen Wasser in unseren Keller spülte, blieb meine Laune gut. Ich meine: Bitte? Wasser im Keller?! Lachhaft. Das Haus steht so standhaft, ich werde nicht meckern!
Alles, was ich brauche
Auch mich beschäftigte, während ich bei meinen Eltern im Garten kurze Anflüge von Sommer genießen konnte, den Kindern beim Plantschen im Wasser zusah, die Frage: „Darf ich genießen, während andere leiden? Darf ich mich über meine Sommerferien freuen oder sollte ich doch lieber schnell ins Hochwassergebiet, meine Kinder den erkälteten Großeltern überlassen, und dort Hilfe leisten? Sehe ich die eigenen Probleme nicht stets als viel zu groß? Habe ich nicht immer Ausreden, um irgendetwas Gutes nicht tun zu können? Wie kann ich wahrhaftig ein besserer Mensch werden?“ Gleichzeitig konnte ich ein gutes Gespräch mit meiner Mutter über Dankbarkeit führen. Dankbarkeit für all den Reichtum in unserem Leben, auch wenn manchmal etwas schwer ist. Augenblicke des Glücks sind da, um sie zu genießen. Sonst wäre das Leben ja nicht lebenswert. Manchmal reicht ein Atemzug, zu erkennen, dass alles da ist, was man braucht. Daran arbeite ich. Ich erinnere mich häufig daran, atme tief in meinen Bauchraum, spüre die Pause zwischen dem Ein- und dem Ausatmen. Übe. Ich will noch nicht an den Herbst denken. Tröstlich, dass in Baden-Württemberg die Sommerferien gerade erst anfangen … Ich will nicht an das C-Wort denken.
Meine Yogapraxis hat gelitten, in den letzten Wochen. Mein Kopf ist zu schwer, die Nasennebenhöhlen dicht, an Umkehrhaltungen ist nicht zu denken. Davor waren die Kinder krank, zu betreuungsbedürftig, um Zeit für mich selbst zu finden. Ich hatte fast vergessen, dass ich nur auf meiner Matte sitzen und atmen darf. Sanfte Bewegungen im Atemfluss. Das geht auch mit Erkältung. Wie gut das plötzlich wieder war. Alles weggeatmet. Eingetaucht ins Leben. Auch wenn das Meer gerade zu kalt ist. Vermutlich ist das die beste Vorbereitung auf alles…
Der Sommer hat mich gerade fest im Griff. Dabei hat er offiziell noch nicht einmal angefangen. Was für ein Glück! Ist es nicht herrlich, wie sich das pure Leben anfühlt? In meinen Instagram-Stories zeige ich seit ein paar Wochen eigentlich nur … Strandbilder. Das mache ich nicht, damit sich alle anderen ärgern, sondern um zu zeigen, was Deutschland zu bieten hat. Mein Leben war in Kalifornien jedenfalls nicht spannender oder besser als es in Kiel in Schleswig-Holstein ist. Das Meerwasser ist übrigens in Kiel im Sommer sogar wärmer … Wir leben auf einem schönen Flecken Erde, das gilt es wertzuschätzen und zu bewahren. Selten hat mir das etwas so knallhart deutlich gemacht wie die Covid-19-Pandemie.
Was zu feiern (und ein Gewinnspiel)
Ich schweife mal wieder ab. Ich wollte hier eigentlich den Sommer und das Leben feiern. In diesem Monat, in dem das Leben sich endlich wieder so anzufühlen begann, wie wir es mal gekannt hatten und in dem die Sonne uns daran erinnerte, dass die Fussball-EM und der Sommer wieder einen Pakt geschlossen hatten, landete unser aktuelles Buch „Yoga für ein starkes Herz. Mit den richtigen Übungen, Meditation und Atemtechniken die Herzgesundheit fördern“ auf der Spiegel-Bestsellerliste. In der Kategorie Ratgeber Gesundheit stiegen wir auf Platz 11 ein. Das ist definitiv ein Grund zum Feiern. Und deswegen verlose ich hier nun endlich mal ein Exemplar des Buches. Dafür musst du nichts besonderes tun, folge mir und meiner Co-Autorin Katharina Bauer auf Instagram, schreibe unter diesem Blogpost einen Kommentar, weshalb ausgerechnet du das Buch nun brauchst. Das Gewinnspiel endet am Sonntag, 20. Juni, um 23.59 Uhr. Viel Glück!
Ein Hoch auf die Gelassenheit
In diesem Monat fielen aber auch die Hälfte der Erzieher in der Kita meiner ältesten Tochter aus, weil hier eine fiese Sommergrippe umging. Heute fiebert meine Jüngste. „Lauschangriff und Lesestoff“ wollte ich eigentlich zu einem Newsletter umfunktionieren. Aber ich komme im Moment nicht einmal dazu, irgendwas zu lesen. Auf meinem Nachttisch stapeln sich Bücher, die ich unbedingt und schon lange lesen möchte. Egal. Kommen alle mit in den Urlaub. Ich habe gelernt, nein zu sagen in den letzten Jahren. Ich habe gelernt, den Fuß vom Gas nehmen zu können in den letzten Jahren. Ich habe gelernt, dass nichts so wertvoll ist, wie die Gesundheit und ich mich irgendwann nach nichts so sehr sehnen werde, als nach der Zeit, in der meine Kinder klein waren. Deswegen schenke ich ihnen gerne Zeit. Ich habe gelernt, in den Bauchraum zu atmen, wenn es wild wird. Gelassenheit fühlt sich genauso gut an, wie ich mir das immer vorgestellt habe.
… am Ende kommt die Sonne
„Zuerst kommt der Blitz, dann kommt der Donner und am Ende kommt die Sonne, zuerst kommt der Blitz, dann kommt der Donner und am Ende ein ganzer Sommer“, sangen schon 2004 Virginia Jetzt. Nun, nach dem gefühlt kältesten Mai aller Zeiten, an dem Punkt, an dem die Pandemie fast überwunden zu sein scheint, ich die meiste Zeit am Strand verbringe und schon ohne Reue mehrere Menschen umarmt habe, hängt mir dieser Popsong ständig in den Ohren. Es gibt schlimmeres, oder?
Um bei dem Gewinnspiel mitmachen zu können, musst du mindestens 18 Jahre alt sein oder die Erlaubnis deiner Eltern haben, um teilzunehmen. Die Teilnahme ist nur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich. Das Gewinnspiel läuft bis zum 20. Juni 2021, bis 23:59 Uhr. Alle späteren Kommentare können leider nicht mehr berücksichtigt werden. Die Gewinner*innen werden von mir per E-Mail benachrichtigt.