Lauschangriff und Lesestoff vom 26. Juni 2021

Strand ist beliebt. Zumindest bei den meisten. Es liegt aber gar nicht am Sand, sondern am Meer. Egal ob man rein will oder nicht …

Im Sommer zeige ich gern Strand. Auch wenn ich das nie so richtig glauben wollte, im Herzen bin ich ein Beachgirl. Ich liebe den Wind, das Meerwasser, die Weite. Meine Beziehung zum Tauchen bleibt ambivalent, dabei halte ich Tauchen und Yoga für sehr ähnlich. Beim Tauchen lebe ich definitiv im Hier und Jetzt, ich habe dabei garantiert keine Zeit, einen Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden, konzentriere mich extrem auf meine Atmung. Doch bislang hat mich wenig, was ich freiwillig tat, so sehr aus meiner Komfortzone geschleudert, wie Tauchen.

Sandkörner? Ja, bitte!

Sandkörner hingegen können mir nichts anhaben. Ich hatte mal einen Partner, der die Krise bekam, wenn wir nach einem Strandbesuch zu viel Sand mit in die Wohnung geschleppt hatten. Das habe ich nie verstanden. Ich bruzzele zwar nicht gerne tatenlos in der Sonne herum, aber am Strand kann man ja unheimlich gut aktiv sein. Oder meditieren. Der Strand ist so heilsam. Ich sehe meine Kinder am Strand mit ganz anderen Augen. Ich sehe, wie sie Weite und Freiheit geniessen. Und ich weiß seit gestern, warum der Strand so heilsam ist, auch wenn ich keine Lust habe, mich im Sand auszuruhen. Das stand nämlich in dieser Woche im Süddeutsche Magazin und hat etwas mit der Farbe Blau und ihrer Wirkung auf unser Gemüt zu tun. Das klingt für mich einleuchtend. Wenn ich, sobald im Norden die Sonne hervorkommt, ausschließlich Strandbilder in meine Instastories packe, liegt das nicht daran, allen, die sich nach dem Strand sehnen, eine lange Nase machen zu wollen, sondern daran, dass ich zeigen möchte, wie wunderschön die Ostseeküste ist. Und gerne – gerade in diesen Zeiten – daran erinnere, dass es nicht unbedingt Mallorca oder Dubai sein muss, wenn man zum Strand möchte. Ich persönlich habe die Ostsee nämlich fast mein Leben lang vernachlässigt. Heute, nachdem ich auch einige Jahre an einem der schönsten Flecken Kaliforniens gelebt habe, kann ich sagen, dass die Ostsee im Vergleich zum Pazifik so einige Vorteile aufweisen kann. Ich lebe gerne an der Ostsee. Sie hat meine gute Laune über die Pandemiezeit gerettet und gibt mir das Gefühl, dass meine Kinder, obwohl wir städtisch leben, unbezahlbare Kindheitserinnerungen haben werden. 

Dieser Lars, …

Außerdem kann ich mich jeden Sommer – während die Ostseestrände sich mit Touristen füllen – auf Heimaturlaub bei meinen Eltern freuen. Abseits jeglicher Strände. Ich verbringe dann guten Gewissens und ohne Sehnsucht Sommerferien ohne Strand. Ostsee, wir kommen zurück, wenn die Touristen weniger werden.

Während ich also faul im Garten meiner Eltern sitze und Kaffee trinke, habe ich dieses Interview gelesen und es ist ziemlich inspirierend. Beeindruckend auch. Sicher unterscheidet sich mein Leben in Gänze von dem des Lars Windhorsts. Ich möchte auch gar nicht tauschen, du lieber Himmel. Und auch ich, jemand, der in den letzten Jahren das Glück eher in der Langsamkeit als im Vollgasmodus suchte und fand, kann nachvollziehen, woraus Lars Windhorst seine Glücksgefühle zieht. Das Gespräch, das Unternehmer und Journalist führen, ist in jedem Fall bereichernd. Beide haben was zu sagen.

Leider aktuell

Dann bin ich über diesen Artikel hier im Elephant Journal gestolpert. Er ist bereits aus dem Jahr 2018 aber irgendwie auch aktueller denn je. Als weiße und damit wie ich weiß, privilegierte Yogalehrerin, regt er mich sehr zum Nachdenken an. Ich habe mich schon öfter mit dem Thema beschäftigt. Die Frage, wie ich alle in meinen Unterricht einladen kann, jeder und jedem Einzelnen die Möglichkeit geben kann, dort einen Raum für sich zu finden, der das bietet, was gerade gebraucht wird, ist nicht einfach zu beantworten. In meinem ersten Yogabuch habe ich zwei Yogalehrer dunkler Hautfarbe porträtiert, viele meiner „Yogavorbilder“ sind dunkler Hautfarbe. Einer der besten Yogalehrer, die ich hatte, Arturo Peal, ist es auch. Damals habe ich mir darüber kaum Gedanken gemacht, was ich zu dieser Zeit in jedem Fall als bestes Zeichen auf keinen Fall rassistisch zu sein, interpretiert habe. Heute weiß ich, dass das nicht ausreichend ist, dass ich gerade mit diesen Menschen viel mehr in den Dialog über genau dieses Thema hätte gehen müssen, sie aktiv dazu befragen müssen, was sie sich wünschen von einer Yoga Community, die für sich den Anspruch erhebt, Diversität zu leben. Ich kann nur versuchen, es jeden Tag besser zu machen. Und weiterhin mit Demut auf eine Lehre blicken, die in ihrem Ursprung für eine weiße Frau wie mich nicht zugänglich gewesen wäre.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.