Lauschangriff und Lesestoff vom 28. Mai 2021

Ich baue Brücken in Blumenwiesen. Kann man machen, muss man nicht … Foto: Anna Drews

Vielleicht hast auch du in dieser Woche von der Depressionserkrankung der Schauspielerin Nora Tschirner gelesen. In dem Interview mit tz-Redaktuer Armin Rösl, der selbst eine Depressionserfahrung machte und ehrenamtliches Vorstandsmitglied und Sprecher der Deutschen DepressionsLiga ist, berichtet sie von ihrer Erfahrung mit der Krankheit. Dabei beantwortete sie die Frage, ob sie sich vor dem öffentlichen Bekenntnis zu ihrer Depression Gedanken gemacht habe, ob dies Konsequenzen für ihren Job haben könne: „Es kommt darauf an, wie man persönlichen Erfolg definiert. Mein Wertesystem sieht nicht vor, Geld zu scheffeln, Karriere zu machen und Everybody’s Darling zu sein.“ Das ist sehr schön gesagt. Und mir ist bewusst, dass dieser Satz nicht immer so einfach über die Lippen kommt und auch nicht von jedem Menschen so selbstbewusst dahingesagt werden kann. Aber ich finde es ist wirklich wichtig, sich über die persönliche Definition von Erfolg bewusst zu werden. Kurz nach dem Beginn meiner Selbstständigkeit hatte mich das jemand gefragt: „Was bedeutet denn für dich Erfolg?“, und mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass Erfolg nicht immer an Geld gekoppelt sein muss. Erfolg kann auch bedeuten, dass mir genug Zeit für meine Kinder bleibt oder ich mein Leben als entspannt bezeichnen kann. Erhält man Klarheit über die eigene Definition von Erfolg bringt das sehr viel Klarheit und Ruhe in das Leben.

Bekannt? Erfolgreich?

Am 26. Mai erschien in der Frau im Spiegel ein ausführlicher Bericht über Yoga, ich werde darin als „Yoga-Expertin“ bezeichnet. Viele meiner Freunde halten mich für „erfolgreich“. Kürzlich schrieb mir eine Freundin: „…schön, dass du durch deine Bekanntheit so viel bewirken kannst“ und ich fragte mich, ob man heutzutage bekannt sein kann, wenn man auf Instagram keine Tausend Follower hat. Ich halte mich überhaupt nicht für bekannt. Ich glaube, die meisten der bekanntesten deutschen Yogalehrer haben meinen Namen noch nie gehört. Mein Erfolg besteht aber darin, dass ich das tun darf, was ich liebe. Dass ich, wenn meine Kinder krank sind, getrost meine Termine auf einen anderen Tag verschieben kann – so wie heute zum Beispiel. Und auch, wenn sie mal nölig sind und ich den Eindruck habe, sie bräuchten mehr Zeit mit mir. Trotzdem werfe ich jeden Monat einen besorgten Blick auf mein Konto. Bücher schreiben macht nicht reich, sage ich immer zu denen, die mich fragen, wie man so ein Buch veröffentlicht. In der Regel zumindest nicht. Yogalehrerin zu sein, auch nicht. Aber letztlich ist das ja auch alles relativ. Reichtum, Erfolg, Bekanntheit – von allen drei Begriffen darf jeder seine eigene Definition haben. Mit Geld und dem Instagram-Account hat es in den seltensten Fällen etwas zu tun.

Die eine Podcast-Empfehlung

… für dieses Wochenende kommt von House of Grace. Mal wieder trifft Sandra von Zabiensky genau einen Nerv bei mir. Sie führt ein spannendes Gespräch mit dem Journalisten Jan Stremmel über Journalismus, Meinungsfreiheit, Rechtsradikalismus in der Yogaszene und vieles mehr. Unbedingt anhören. Was für ein spannendes Interview!

Rhabarber, Rhabarber

Momentan stehe ich total auf Rhabarber. Vielleicht auch deswegen, weil in unserem Garten still und heimlich Rhabarber gewachsen ist. Diesen Kuchen hier muss ich unbedingt ausprobieren. Mandelmus, Quinoa und Rhabarber – was ist das bitte für eine coole Kombination?

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