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Lauschangriff – kaum Lesestoff – vom 9. April 2021

Die Woche war kurz – und kalt. Ging dir das auch so? Ich hatte einen gewaltigen Auftrag Arbeit, der bis zum 9. April erledigt sein sollte und dachte dummerweise am Mittwoch, es sei noch Dienstag. Deswegen habe ich in dieser Woche hier auch nicht so viel zu sagen. 

Der längste Winter der Welt

Stattdessen haue ich in die Tasten und schiebe den Gedanken beiseite, dass kommende Woche ja auch schon Lockdown Nummer 3 beginnen könnte. Gefreut habe ich mich in dieser kurzen April-Woche allerdings darüber, dass ich obwohl ich es vorhatte, doch noch nicht die Winterjacken verräumt habe. Ist der Winter 2020/21 nicht irgendwie der längste, den wir je hatten? 

Die Angst vor dem Nichts und die Liebe für das Spiegelbild

Ich habe zwei Podcast-Empfehlungen. Die eine, weil ich am vergangenen Samstag einen Artikel zum Thema „Yoga und (christlicher) Glaube“ veröffentlicht habe. Vielleicht kennst du ja schon den Podcast „Unter Pfarrerstöchtern“. Die Schwestern Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT, und Johanna Haberer, Theologieprofessorin, sprechen über die Bibel. Sie räumen dabei auch gewaltig mit Klischees auf. Die aktuelle Folge heißt Protest gegen den Tod und beschäftigt sich mit den vielen Anstrengungen der Menschen, den Tod zu überwinden und dabei auch mit der Frage: Warum fürchten wir uns eigentlich vor dem „Nichts“? Spannend! Im Yogaeasy Podcast sprechen Kristin Rübesamen und Yogalehrerin Nina Heitmann, die ich persönlich für eine unfassbar schöne Goddess halte, über das Thema Body Positivity. Dass sie 1,58 Meter groß ist und damit „nur“ beziehungsweise „immer noch“ ganze fünf Zentimeter größer als ich, habe ich übrigens gar nicht gewusst. In dem Gespräch beschreibt Nina Heitmann einen schönen Trick, den sie ihrer achtjährigen Tochter beigebracht hat, wie man sich im eigenen Körper wohlfühlen kann …

Einfache Physik, schnelle Gnocchi

Hab ich eigentlich irgendwas gelesen diese Woche? Ich glaube kaum. Vielleicht hast Du ja einen Tipp für mich. Ich habe mir Zeit für ein einziges Interview genommen, das ist allerdings schon von Anfang März. Mit Schrot & Korn spricht Meeresphysiker Stefan Rahmstorf über die Zusammenhänge von Grönlandeis, Golfstrom und Korallen und was wir tun müssen, um die Klimakatastrophe aufzuhalten.

Eine schöne Rezeptidee kommt heute mal wieder von Bianca Zapatka. Weil eben alles so unheimlich schnell gehen musste, habe ich auf dieses Rezept zurückgegriffen. Und es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich das gekocht habe.

Yoga und der christliche Glaube – wie passt das zusammen?

Meine erste journalistische Ausbildung – wenn ich das so nennen darf – absolvierte ich bei der Kirche. Das Film Funk Fernseh Zentrum der Evangelischen Kirche im Rheinland suchte Jugendliche für ein Journalistentraining. Das war kurz vor meinem Abitur und eine besondere Zeit. Wir waren noch nicht volljährig und durften schon mit einem Fernsehteam vom WDR arbeiten, von Redakteuren bei Radio Eins Live und der Rheinischen Post lernen und bekamen Sprechtraining von Reinhard Pede. Meine Kindheit ist durch und durch gespickt mit guten Erinnerungen an Kirche. Zu dem Pfarrer, der mich konfirmiert hat, habe ich noch heute einen freundschaftlichen Kontakt. Der Glaube begleitete mich unaufgeregt, zwanglos. Nichts war Pflicht. Nachdem ich kurz vor Weihnachten dieses Interview mit dem Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler gelesen habe, konnte ich wieder guten Gewissens sagen: Ich fühle mich als Christin. Obwohl ich schon lange nicht mehr in einer Kirche war – na ja, das stimmt so auch nicht: Meine jüngste Tochter wurde im Juni 2019 getauft – von meiner Tante. An Weihnachten im selben Jahr war ich in der Kirche. Und dann kam ja auch schon Corona. Aber das ist eine fadenscheinige Entschuldigung. Ich sage es mal so: Ich glaube, das evangelische Christentum gibt mir Halt. Yoga gibt mir auch Halt. Ist das nun in Ordnung oder nicht? Mein erster Impuls wäre immer: Na klar! Was soll daran falsch sein? Ich erinnere mich aber daran, dass ich vor vielen Jahren ein Interview mit der Theologin Margot Käßmann gelesen hatte. Da sagte sie gegenüber dem Evangelischen Magazin chrismon, sie sehe es kritisch, dass in fast jeder evangelischen Akademie auch Tai-Chi, Qigong und Yoga angeboten würde. Sie sagte: „Ich wünsche mir eine Besinnung auf die eigenen Quellen. Ich bin dagegen, uns aus anderen Religionen dies und das zu holen. Spiritualität wächst mitten unter uns.“ Diese Aussage hatte mich zuerst fast ein wenig verärgert. Dann machte sie mich nachdenklich. 

Viele unterschiedliche Menschen, viele unterschiedliche Meinungen

Seit dem suche ich nach Antworten auf die Frage, ob Yoga und das Christentum – und damit auch gleichzeitig jede andere Religion – miteinander zu vereinbaren sind. Tanja Wälzholz arbeitet als selbständige Unternehmensberaterin in verschiedenen Unternehmen und ist Yogalehrerin. Zusätzlich dazu absolvierte sie eine Ausbildung zur Prädikantin und ist in ihrem Dekanat als ehrenamtliche Pfarrer-Vertretung tätig. Sie ist auch ausgebildete Seelsorgerin und Trauerbegleiterin. „Viele Theologen sind extrem stark darin geprägt, das was in der Bibel über Jesus steht, so zu interpretieren, wie es ihre Kirche ihnen vorgibt. Aber wie unterschiedlich man das auslegen kann, lässt sich ja alleine schon daran erkennen, dass es so viele unterschiedliche Glaubensausrichtungen innerhalb der Evangelischen Kirche gibt. Das habe ich tatsächlich erst richtig wahrgenommen, nachdem ich mich intensiver mit Yoga beschäftigt habe – und machen wir uns nichts vor, unter den Yogis gibt es solche Gruppierungen ja auch. Wir sind alle Menschen und darunter sind immer welche, die glauben, nur sie könnten recht haben“, sagt sie. Tanja Wälzholz’ Weg zum Yoga ist in der Tat sehr eng mit ihrem christlichen Glauben verbunden. „Ich hatte Yoga zunächst ganz klassisch im Fitnessstudio kennengelernt und später ein Yogastudio gefunden, in dem ich mich sehr wohl fühlte, die Yogapraxis war ein Ausgleich zu meinem Berufsleben. Dann fand ich es immer interessanter und wollte eine intensivere Gebetsdisziplin gewinnen. Ich fragte mich, ob ich über Meditation meine Gottesbeziehung intensivieren könne. Yoga hat mich motiviert und interessiert. Während meiner Yogalehrer-Ausbildung war ich immer der Meinung, dass es stimmig mit meinem christlichen Glauben sei. Dann habe ich erste Erfahrungen gemacht, dass christlicher Glaube und Yoga offensichtlich doch nicht immer zueinander passen – zumindest aus der Sichtweise der anderen.“ 

Ist Yoga nun Religion oder nicht?

In dem Buch „Yoga ist ein Arschloch. Warum es uns trotzdem so gut tut“ habe ich geschrieben: „Yoga ist keine Religion.“ Ist er auch nicht. Der Yoga ist eine philosophische Lehre. Dennoch würde ich das heute etwas anders und vorsichtiger formulieren. Oder besser gesagt: Wahrscheinlich würde ich mich ausführlicher mit dem ganzen Thema auseinandersetzen. Nicht an der Oberfläche bleiben wollen … Ganz so einfach ist es nämlich nicht. Im Gespräch mit dem efo-magazin sagte die Pfarrerin Irene Derwein, die selbst Yoga praktiziert und sich mit der Philosophie stark auseinandergesetzt hat: „Weltanschaulich betrachtet passen Yoga und Christentum nicht gut zusammen. So muss der Mensch im Buddhismus beispielsweise Geburt und Tod durchbrechen, um selbst göttlich zu werden. Im Christentum hingegen sind die Menschen von Gott ohne jede Vorbedingung angenommen. Das Heil ist nach christlicher Überzeugung eine Sache des Glaubens, man muss dafür keine spirituelle Technik erlernen.“ Irgendwie erscheint es mir so, als fänden immer mehr Christen gerade die spirituelle Technik ansprechender, als passe es nicht mehr zu unserer Zeit, so etwas wie Heil als Geschenk annehmen zu dürfen. 2019, so schreibt die ZEIT, sind 540.000 Menschen in Deutschland aus einer der beiden großen Kirchen ausgetreten – das kann ja wohl nicht nur an Missbrauchsskandalen liegen – die gibt es im immer mehr Zuwachs findenden Yoga schließlich auch. Tanja Wälzholz sagt: „Dass heute viele Christen Buddhismus attraktiv finden, hat meines Erachtens nach nichts mit dem Kreislauf von Geburt und Tod zu tun. Ich glaube, es liegt eher daran: Der Dalai Lama verbreitet positive Stimmung, Fröhlichkeit. Das Image der christlichen Kirchen ist immer noch eng an Schuld und Buße geknüpft, es wird von Sündern gesprochen. Dabei hat Martin Luther doch gesagt: ‚Die Aufgabe eines Christen ist es, Freude unter die Menschen zu bringen.‘ Das ist leider in Vergessenheit geraten. Dem Dalai Lama hingegen, gelingt es, das zu vermitteln.“

Einheit in Vielfalt – Hinduismus

Tanja Wälzholz hat sich auch sehr umfangreich mit dem Hinduismus auseinandergesetzt. „Das Schöne am Hinduismus ist eigentlich, dass man andere Meinungen zulässt. Das haben wir im Christlichen eigentlich nicht so.“ Hinduismus bedeutet so viel wie Einheit in der Vielfalt – das passt: Hinduismus ist eine ganze Sammlung von Religionen. Sie sind alle in Indien entstanden und haben ihre eigenen Traditionen, Lehren, Schriften und Glaubensvorstellungen. Daher gestalten viele Hindus ihre Feste, Gebetszeiten und  andere Rituale auf sehr unterschiedliche Art und Weise.1) „Yoga ist eine Philosophie. Das Wort Philosophie trifft es meiner Meinung am besten. Man könnte aber auch sagen, dass es eine Praxis ist, die einen in der eigenen religiösen Ausrichtung unterstützen kann“, sagt Wälzholz. Und demnach müsste es doch in Ordnung sein, wenn Menschen gleich welcher Glaubensrichtung sie angehören, gemeinsam Yoga praktizierten …

Yoga als Mittel zur Begegnung mit Gott?

Der katholischen Pater Markus Thomm sagte gegenüber dem Internetportal der Katholischen Kirche in Deutschland: „Yoga soll zur Begegnung mit Jesus im Gebet dienen und dafür öffnen. Hinduistische Mantras könnten hierbei durch Bibelverse, Taizé-Gesänge oder einfache Elemente des orthodoxen Jesus-Gebets ersetzt werden.“ Der Pater empfiehlt, Yoga im christlichen Sinn auszuprobieren und zu überprüfen, ob es der eigenen Beziehung zu Gott und dem Gebet dient. Ich finde das ist ein schöner Ansatz. Es ist auch die Erfahrung, die Tanja Wälzholz gemacht hat: „Durch Yoga bin ich viel öfter in das innere Gebet gekommen. Das wollte ich auch mit Yoga erreichen. ‚Kriege ich Gehör für das, was Gott mir sagen möchte?‘, war meine Frage, als ich begann, mich intensiv mit Yoga und Meditation auseinanderzusetzen. Wir sind der Resonanzkörper – aber wie kommt es in uns?“, sagt Wälzholz. Demgegenüber steht die Befürchtung mancher Christen, dass durch Praktiken wie Yoga auch dämonische Gedanken ins uns aufkommen. Wälzholz sagt dazu: „Jeder hat negative Aspekte in sich. Ich muss auch mal die bösen Anteile in mir anhören. Das ist in Ordnung. Der Widersacher ist immer auch in jedem von uns. Meditation schult uns all diese Aspekte wahrzunehmen. Wir sollten das nicht verdrängen. Deswegen geisseln sich Menschen heute noch. Dabei gehört das Schlechte auch zu uns. Wenn eine negative Stimme kommt, dann brauchen wir einen guten Seelsorger, einen guten Coach oder Therapeuten.“

Om und die Schöpfung

Was spricht also dagegen, dass das Erleben einer tiefen Gotteserfahrung, von der ja diverse Yogis sprechen, auch eine christliche sein kann? Wieso steht das in einem Widerspruch? „Es steht in keinem Widerspruch“, sagt Wälzholz. Wälzholz glaubt, dass es kein Zufall sei, dass sich „Om“ und „Amen“ so ähnelten. Yogis gehen davon aus, dass „Om“ den Urlaut der Schöpfung darstellt. „Das Wort, die schöpferische Kraft und der Laut der Kosmischen Schwingung, brach – gleich den Schallwellen eines unvorstellbar starken Erdbebens – aus dem Schöpfer hervor und schuf das Universum“, schreibt Paramahansa Yogananda in dem Buch „Der Yoga Jesu“.2) „Wenn wir durch Singen des Om Schwingung entstehen lassen und darüber eine bessere Beziehung zu Gott funktioniert – dann habe ich mit Om kein Problem“, sagt Tanja Wälzholz. 

Beliebigkeit, Bekenntnis, Wahrheit?

Die Diskussionen darüber, wie Yoga und der christliche Glaube miteinander in Verbindung gebracht werden könnten, führe sie im Übrigen auch mit ihrem Sohn, der Theologie studiert hat. „Mein Sohn sagt immer: „Der Glaube ist kein Supermarktregal, aus dem ich mir raussuchen kann, was ich will. In dem Moment, in dem ich mich bekenne, muss ich die Konsequenzen auch annehmen.“ Wälzholz steht dem aber kritisch gegenüber: „Beliebigkeit wird von der Kirche abgelehnt. Das ist aus der Sicht der Kirche das Gegenteil von Bekenntnis. Jeder für sich glaubt, dass er recht hat, und der andere falsch liegt.“ Aber das ist menschlich. Das gibt es – wie bereits erwähnt – auch unter Yogalehrenden. Wäre es also nicht schön, statt dem „Griff ins Supermarktregal“ die tiefe innere Auseinandersetzung zu suchen und dadurch auch mit anders Denkenden zu diskutieren, welche Mittel einen ins Vertrauen bringen und zur Selbsterkenntnis führen?

Vor einigen Jahren hat der bekannte Yogalehrer Patrick Broome in einem Interview auf die Frage, was Yoga mit uns machen könne, wie wir mit Hilfe von Yoga über uns hinauswachsen könnten, gesagt: „Menschen wie Jesus, Martin Luther King, Gandhi oder Mutter Theresa sind Beispiele dafür, wie man über seine eigene Bequemlichkeit hinausgehen kann und sein Leben komplett dem Dienste am Mitmenschen widmet.“ In dem Buch „Der Yoga Jesu“ schreibt Paramahansa Yogananda auch über die Zeit in Jesus’ Leben, die in der Bibel eigentlich nicht stattfindet. Das ist die Zeit zwischen Jesus’ 14. und etwa 30. Lebensjahr. Der Autor Paramahansa Yogananda schreibt, dass es Nachweise darüber gäbe, dass Jesus während dieser Zeit in Indien war und durchaus seine eigenen Schlüsse und Erfahrungen aus den Lehrern diverser Yogis gezogen habe. Ob das stimmt? Yogananda schreibt: „In Indien gibt es eine tief verwurzelte Tradition, die von bedeutenden Metaphysikern als richtig anerkannt wird: In alten Manuskripten finden sich glaubwürdige Erzählungen, dass die Weisen, die den Weg zum Jesuskind in Bethlehem fanden, in Wirklichkeit große Weisen Indiens waren. Und nicht nur, dass diese indischen Meister zu Jesus kamen – er erwiderte auch ihren Besuch.“3) Für mich trägt Jesus ziemlich viele „yogische“ Züge in sich; die Frage ist, ob yogische Züge eben doch letztlich nicht auch einfach „christlich“ sind und umgekehrt?

Wenn ich also davon ausgehe, dass Jesus lebte, dass er vielleicht nicht tatsächlich über das Wasser gegangen ist, aber Menschen geheilt, ihnen geholfen hat, sie achtsam und rücksichtsvoll behandelte, ihnen das Gefühl gegeben hat, sie seien gut genug und dadurch „Wunder vollbrachte“, habe ich doch einen schönen Glauben, oder? Und wenn mir Yoga dabei helfen kann, auch nur annähernd solche Kräfte in mir zu entdecken (wovon ich übrigens noch nicht überzeugt bin), dann kann Yoga doch für einen Christen auch nur gut sein.

Quellen

1)religionen-entdecken.de, „Hindiusmus ist mehr als eine einzige Religion“, Zugriff am 30. März 2021 unter https://www.religionen-entdecken.de/religionen/hinduismus

2)Yogananda Paramahansa: Der Yoga Jesu, Self-Realization Fellowship, 2009: USA, S. 27

3)Yogananda P.: Der Yoga Jesu: Self-Realization Fellowship, 2009: USA, S. 12

Lauschangriff und Lesestoff vom 8.1.2021

Bis zum Dreikönigstag fühlte sich der Lockdown hier noch nicht so richtig wie ein Lockdown an. Nicht etwa, weil wir die Kontaktbeschränkungen nicht eingehalten hätten, nee, nee. Es fühlte sich einfach an wie ein verlängerter Weihnachtsurlaub und die Kinder fanden es ganz gut, dass wir zuhause in unserer Adventswelt lebten. Sind die erst mal drinnen am Spielen, haben sie eigentlich gar keine große Lust hinaus in die Welt zu gehen.

2021 bringt jetzt auch nicht die Erleuchtung, oder?

Mir war auch vorher schon klar, dass das Leben am 10. Januar nicht normal weitergehen würde. Dass Silvester und der Jahreswechsel nicht die Erleuchtung und schon gar nicht die Vernichtung der Corona-Pandemie bringen würden. Auch keinen Frieden auf Erden. Das hat man ja am Königstag schön an den USA gesehen. Nichtsdestotrotz musste auch ich einmal tief durchatmen, nachdem ich die neuen Bestimmungen zur Eindämmung des Corona-Virus am Dienstagabend vernommen hatte. Aber so ist es dann eben auch: atmen, einmal den Kopf durchschütteln und weitermachen. Damit ich nicht ganz in meiner Mama-Blase verblöde, tragen mich Podcasts durch die Zeit. Sie begleiten mich beim Aufräumen und Kochen, abends höre ich sie, statt in die Glotze zu gucken. Und so habe ich mich besonders über den Artikel von Sheila Ilzhöfer auf FuckLuckyGoHappy gefreut, die dort ihre liebsten Podcasts vorgestellt hat. Musst du unbedingt lesen, denn dann weißt du auch, was du in den nächsten Wochen des Wahnsinns-Lockdown auf die Ohren packen kannst.

Besser leben – weniger Müll

Ich habe nicht viele Vorsätze für das neue Jahr. Aber mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, wie viel Müll hier bei uns immer durch die Haustüre getragen wird. Ich hatte Anfang des Jahres 2020 noch zwei Kinder zu wickeln und beim Gedanken an die Müllberge, die Windeln, Nasstücher und Co. produzierten, habe ich manchmal einfach die Augen verschlossen. Nun werden die Kinder größer und ich habe mir vorgenommen, die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit auch in die Erziehung mit einzubauen. Dazu werde ich in den kommenden Monaten sicher auch häufiger etwas schreiben. Bei der Reduktion von Müll kann man da glaube ich ganz gut anfangen, vor allem wenn man so nahe am Meer lebt wie wir. Einen neuen Podcast zum Thema Nachhaltigkeit gibt es vom Bayrischen Rundfunk seit Anfang Dezember. Er heißt „Besser leben. Nachhaltig im Alltag mit dem Umweltkommissar“ und in der aktuellen Folge geht es um die Vermeidung von Mikroplastik in der Kosmetik.

Glaube ist kein Leistungssport

Einen Text, der mich sehr berührt hat, habe ich bereits vor Weihnachten gelesen. Weil er mich lange beschäftigt hat, will ich ihn hier gerne erwähnen. Das Interview mit dem Münchener Pfarrer Rainer Maria Schießler in der Süddeutschen Zeitung vom 21. Dezember hat mich über die Weihnachtstage zum Nachdenken gebracht. Yoga und Glaube – egal welcher, passen für mich sehr gut zusammen. Dazu werde ich in diesem Jahr wahrscheinlich auch noch etwas schreiben. Die erste Frage des Interviews lautete: „Ein Satz, den man immer wieder hört: »Ich würde ja gern an Gott glauben, aber ich schaffe es nicht.« So kurz vor Weihnachten – was raten Sie solchen Menschen?“ Und nachdem ich die Antwort auf die Frage gelesen hatte, war mir klar, dass ich dieses Interview auf jeden Fall in seiner ganzen Länge lesen würde. „Ich rate ihnen: Lass dich aufs Leben ein. Und hör auf damit, den Glauben unter einem Leistungsaspekt zu sehen. Setz dich nicht unter Druck. Glauben kann man nicht messen, man kann nicht besser oder schlechter, mehr oder weniger glauben“, sagte der Pfarrer. Den Glauben nicht unter einem Leistungsaspekt sehen – das ist ein schöner Satz, egal was und/oder an wen wir glauben, oder? Was mir besonders gut gefallen hat, ist Schießlers Einstellung zum Thema Tod. Wer Angst davor habe, dem würde er sagen: „Du brauchst keine Angst zu haben. Vor dir sind so viele gestorben, das schaffst du auch.“ Herrlich. Und egal was wir glauben, am Ende geht es immer um das, was auch Patanjali rät: Lebe bewusst. Lebe hier. Lebe jetzt. In diesem Interview sind noch viele weitere sehr kluge Sätze gefallen. Und dann, ganz zum Schluß kam die Aussage, die mich durch die Weihnachtstage getragen hat. In der Frage ging es natürlich um Corona, darum, dass wir jetzt dann ja endlich mal besinnlich feiern könnten, wo alles verboten wäre. Und da antwortete Schießler: „So ein Unsinn, Corona ist kein Glücksfall, ich hätte gern darauf verzichtet. Und ganz ehrlich, ich wäre auch gern mit ein paar Freunden zum Glühweintrinken gegangen. Wissen Sie was, die Leute reden immer von einem harmonischen Weihnachtsfest. Warum eigentlich? Als Jesus geboren wurde, war nichts harmonisch: Volkszählung, Militärtruppen, Wucherpreise, Guerilla-Anschläge, das war ein riesiges Durcheinander, und dann wird in einem Stall dieses Kind geboren, ein Wunder im Chaos, das ist Weihnachten.“ Ich glaube, davon mache ich mir ein Poster für den nächsten Adventskalender: „Ein Wunder im Chaos. Das ist Weihnachten“. 

Ein Wunder im Chaos …

Weniger Vorsätze, mehr Gefühle und immer genug Topinambur

Neu entdeckt habe ich den Blog ichmachdannmalsport von Nina-Carissima Schönrock. In dem Artikel „Gute Vorsätze 2021: Warum sie scheitern und wie sie gelingen“, schreibt sie darüber, warum wir unsere Ziele nicht zu hoch setzen sollen und uns nicht zu viel für das neue Jahr vornehmen sollen. Das ist genau meine Strategie: weniger Vorsätze, mehr Gefühle. 

Auf meine Podcast-Liste hat es übrigens nun auch der TCM-Podcast von Anna Reschreiter geschafft. TCM – dafür interessierte ich mich vor allem weil es beim Frühstücksbuffet im Hotel Alpenressort Schwarz – dort habe ich vor zwei Jahren meinen Yogaretreat „Fit in den Frühling“ angeboten – ein Müsli gibt, das auf dem Prinzip der 5-Elemente-Ernährung der Traditionellen Chinesischen Medizin basiert. Es ist wirklich das beste Müsli, das ich jemals gegessen habe. Also dachte ich: TCM – muss in meine Küche. Und deswegen – also eigentlich nur wegen diesem einen bestimmten Müsli – höre ich jetzt TCM-Podcasts …

So kommt das Rezept diese Woche natürlich von Anna Reschreiters Blog. Topinambur hat sich schon im vergangenen Winter zu meinem liebsten Wintergemüse entwickelt. Wenn in meinem Gemüsefach kein Topinambur mehr liegt, ist irgendwas falsch gelaufen. Oder es ist Markttag.