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Gründer-Mütter: Warum immer mehr Frauen diesen Schritt wagen (müssten)

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung für das Netzwerk GründerMütter. Ich habe gerade übrigens selbst gegründet. Ohne das Netzwerk in Anspruch zu nehmen. (Was nicht ist, kann ja noch werden …) Aber ich schreibe darüber, denn ich weiß, dass viele Menschen gerne gründen würden und sich nicht wagen. Weil sie vieles nicht wissen (woher auch?) und schon gar nicht wissen, wo sie sich informieren können. Und dann schreibe ich diese Geschichte auch noch, weil sie dazu inspiriert, jetzt genau das zu tun, was wichtig ist. Hör in dein Herz. Und folge dem Ruf.

„Mütter sind für Unternehmen immer ein Risiko.“ Als ich kürzlich diesen Satz hörte, musste ich wohl schlucken. Auf jeden Fall folgte rasch ein Nachgeschobenes: „Ich sage das jetzt nicht aus der Sicht der Unternehmerin, sondern weil ich selbst Mutter bin.“ Das war lieb gemeint, nützte aber nicht viel. Denn das, was da ausgesprochen wurde, ist die Denkweise der deutschen Wirtschaft. Ja, es stimmt: Wenn meine Kinder krank sind, muss ich meistens zuhause bleiben (aber das liegt nicht daran, dass ich die Mutter bin, sondern daran, dass ich als Frau weniger verdiene als mein Mann und damit die Rollenverteilung gleich festgelegt ist). Zufällig weiß ich, dass in Dänemark eine ganze andere Meinung besteht. Unternehmer finden, dass junge Mütter unheimlich effektiv arbeiten, weil sie nachmittags Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Sie stehen nicht ewig am Kaffeevollautomaten und spielen in der Pause kein Tischfußball. Sie machen einfach, damit sie pünktlich zur Kita oder der Schule kommen können. Vielleicht haben Mütter einfach andere Qualitäten. Das ist jetzt plakativ, ich habe keine Beweise, es gibt immer solche und solche Beispiele, aber ich stelle es jetzt mal so in den Raum. Manchmal würde es auch Sinn machen, zwei Menschen zu fragen, ob sie sich eine Stelle teilen möchten, dafür dann aber auch flexibler sein dürfen. Es gibt viele Ideen, viele Ansätze, aber so richtig will das niemand umsetzen.

Das Potenzial sehen

Und deswegen müssen Mütter immer wieder selbst hinterfragen, was ihnen ihre Karriere wert ist. Viele kommen zu dem Punkt, an dem sie feststellen, dass es in dem Unternehmen, in dem sie beschäftigt waren, bevor sie Mütter wurden, keine Perspektive mehr gibt. Weil es keinerlei Flexibilität gibt. Keinen Spielraum, um beides, Mutterschaft und Karriere, unter einen Hut zu bringen. Was bleibt also, wenn man nicht unter seinem Potenzial bleiben möchte? Selbst gründen! So geht es vielen und das ist nicht gerade der leichteste Weg. Deswegen gibt es immer mehr Initiativen wie das Unternehmerinnen-Netzwerk „GründerMütter“. Dort geht es darum, Gleichgesinnte zu treffen und sich miteinander auszutauschen, aber auch darum Ideen, Tipps und Tricks miteinander zu teilen. Gegründet wurde das GründerMütter-Netzwerk von der Düsseldorferin Dr. Stefanie Gundel, deren Mission es war, selbstständige Frauen zusammenzubringen, zu stärken und zu inspirieren. Dabei ist es egal, ob sie Kinder haben, schwanger sind, gerade erst in der Familienplanung stecken oder noch überhaupt nicht wissen, wie Kinder und Job unter einen Hut zu bringen sind.

Austausch tut gut

Stephanie Natz arbeitet heute für GründerMütter. Ich kenne sie von früher, aus meiner Zeit als Sportjournalistin. Damals hieß Stephanie nicht Natz sondern Hort und zählte zu Deutschlands besten Weitspringerinnen. Schon als Leistungssportlerin war sie fleißig und zielstrebig und vermutlich sind das Eigenschaften, die sie nach der sportlichen Karriere zunächst zu dem Unternehmen Peugeot und dann zur Porsche Group brachten. „Ein toller Arbeitgeber“, sagt Stephanie selbst. Trotzdem fühlte sich das nach der Geburt ihres zweiten Kindes für sie nicht mehr richtig an. Das lag unter anderem daran, dass ihr Mann einen Job in Brüssel hatte und sie aus Stuttgart nach Düsseldorf gezogen waren. Stefanie entschied nach langem Überlegen, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen und gründete Drumhead Consulting, ein Marketing-Unternehmen für die Autombilindustrie. Und so hatte sie die ersten Berührungspunkte mit dem GründerMütter-Netzwerk. Denn ohne die Inspiration der anderen Mütter, ohne deren Ratschläge, hätte sie sich vermutlich gar nicht gewagt, zu gründen. „Es war unheimlich inspirierend und auch hilfreich, sich mit den anderen Frauen auszutauschen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, auf die man nicht von alleine kommt, die einem das Leben aber unheimlich erleichtern“, sagt die Mutter von mittlerweile drei Kindern. „Der Austausch mit völlig verschiedenen Frauen, die die unterschiedlichsten Kenntnisse und Expertisen haben, bringt einen wirklich weiter. Und es ist auch unglaublich, wie da Dynamik entsteht.“ 

Sisterhood als Erfolgskonzept

Diese Erfahrung habe ich selbst im vergangenen Jahr gemacht. Als ich mich, gemeinsam mit einer Freundin, dazu entschlossen hatte, zu gründen. Dinge, die ich von alleine nicht hätte auf die Beine stellen können, für die mir schlichtweg Zeit, Energie und Nerven fehlten, fühlten sich auf einmal so leicht und richtig an. Weil wir uns einander unterstützten, uns in schweren Momenten Mut zusprechen konnten und unsere Expertisen bündelten. Deswegen habe ich mich auch so mit dem Begriff Sisterhood angefreundet. Obwohl ich nur Brüder habe und dem schon immer etwas abgewinnen konnte. Sisterhood heißt für mich, sich mit Frauen zu verbinden, die mir Kraft geben. Diese Kraft will ich natürlich auch zurückgeben. Und genau das schafft eine besondere Dynamik, durch die nur etwas Gutes entstehen kann.

Häufig sind wir total hilflos, wenn wir uns selbständig machen wollen, weil wir überhaupt keine Kenntnisse in diesem Bereich haben. Das fängt bei Themen wie Steuern und Finanzamt an. Viele Frauen würden gerne gründen, haben tolle Ideen, und wagen sich dann nicht in die Selbständigkeit aus Angst vor genau diesen Themen. Doch zu sehen, dass Muttersein und Selbstständigkeit vereinbar sind, macht Mut. Kinder und Babies sind bei Treffen der GründerMütter willkommen. Das alles hat Stephanie Natz bewogen, sich für das Netzwerk zu engagieren. Heute ist sie Community Managerin von GründerMütter und hat mit GründerMütter Mallorca auch gleich ihre eigene Gruppe eröffnet. 

Wo will ich leben, wie will ich arbeiten?

Denn vor knapp zwei Jahren entstand in ihr langsam der Wunsch, von überall aus arbeiten zu können. „Es war irgendwie eine verrückte Idee. Wir wollten die Zeit, bis die Kinder schulpflichtig sein würden, nutzen, um wann immer es möglich ist, Zeit am Meer zu verbringen.“ Spanien stand weit oben auf der Liste, weil Stephanie spanisch spricht – die Insel Mallorca kannten die Natz’ kaum. Trotzdem entschieden sie sich, ein Haus dort zu kaufen. Heute und insbesondere in der Pandemie, sind sie unheimlich glücklich darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben. „Die GründerMütter Gruppe Mallorca ist nicht nur offen für deutsche Mütter. Ich möchte insbesondere auch in den Austausch mit der lokalen Bevölkerung gehen“, sagt Stephanie. „Wir sind da schließlich zu Gast. Ich finde es wichtig, die Traditionen kennenzulernen aber auch zu unterstützen und in Sachen Selbständigkeit Vorbild zu sein, wenn der Bedarf besteht.“ 

Von überall aus arbeiten und gleichzeitig ihrer Familie gerecht werden zu können, diese Vereinbarkeit ist ein Traum, den Stephanie Natz sich nun erfüllen konnte. Netzwerke wie GründerMütter setzen genau da an. Alles ist möglich, wir brauchen nur die Unterstützung, Inspiration und Expertise von anderen, um unsere Träume umzusetzen. Denn alleine ist es schwer.  „Der Spirit, den die GründerMütter mitbringen und der Gedanke, nicht Ellenbogen einzusetzen, nicht Ideen zu klauen, sondern auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und festzustellen, dass sich bei allen einfach die Bedürfnisse geändert haben – dadurch entsteht eine besondere Gemeinschaft und damit ist schnell etwas Neues geboren“, sagt Stephanie. 

Ob sie künftig ganz nach Mallorca übersiedelt, möchte sich die Familie übrigens noch offen halten. „Wir haben uns in jedem Fall schon mal informiert, wo es internationale Schulen gibt“, schmunzelt sie. „Aber eigentlich ist es im Moment auch angenehm, einfach selbst entscheiden zu können, wo wir gerade sein möchten.“ Das ist auf jeden Fall kein Risiko für ihr Unternehmen – sondern eher inspirierend.

„Es ist egal, auf welchem Level das stattfindet …“

Zum ersten Mal mache ich hier echte Werbung. Unbezahlt. Nadine Huthmann und ich haben viel gemeinsam. Dass wir Mütter sind, die immer wieder versuchen, die richtige Balance zwischen Familie und beruflicher Selbstverwirklichung zu halten, ist nur eine Gemeinsamkeit von vielen, die uns verbindet, obwohl wir uns noch gar nicht lange kennen. Der Grund, weshalb ich Nadine unbedingt auf dem Blog vorstellen wollte, ist aber ein anderer: Ihre Geschichte ist unheimlich motivierend, ein bisschen so, wie Rosalein Schmetterschwein, das Kinderbuch, das ich gerade mit meinen Töchtern lese. Nadine Huthmann hat ihre eigene Modekollektion. Unter dem Namen Grotkop Collection verwirklicht sie ihre eigenen Ideen durch die Verbindung von traditionellem Handwerk und modernem Design. Sie näht und arbeitet von zuhause aus – in den nächsten Monaten wird sie aus ihrem aktuellen Näh- und Arbeitszimmer ein Kinderzimmer für ihren Vierjährigen machen müssen. Dafür räumt ihr Mann gerade das Gästezimmer frei, damit dann weiterhin genäht werden kann. Diesen Winter liefen Models mit Entwürfen aus Nadines Kollektion über den Laufsteg der New York Fashion Week. Echt. Kein Witz. Ein Gespräch über Träume und Erfolg, Vor- und Nachteile des Homeoffice, Nachhaltigkeit in der Modebranche und über das Problem, wie der Mund-Nasenschutz von Müttern unterwegs hygienisch verstaut werden kann …

Deine Entwürfe waren gerade auf der New York Fashion Week zu sehen und daraufhin dann auch in verschiedenen amerikanischen Modemagazinen. Marie Claire und Elle Italia sind auch schon auf dich aufmerksam geworden. Wenn dir das einer mal gesagt hätte, wie hättest du darauf wohl reagiert?

Nadine Huthmann liebt es, Mama zu sein und nachhaltige Mode zu produzieren

Ich habe schon ziemlich früh gewusst, dass ich mal Schneiderin werden wollte und habe Modedesign studiert. Deswegen ist das natürlich dann schon toll. Der Laden Flying Solo aus New York hatte mich zunächst angeschrieben. Die waren über mein Instagramprofil auf mich aufmerksam geworden. Und das war zunächst schon mal besonders. Wenn man wie ich alles selbst macht – von der Webseite über die Fotos und den Webshop – dann ist es wirklich sehr schön, wenn plötzlich Unterstützung von außen kommt. Zu wissen, die nehmen mich jetzt in ihren Laden am West Broadway, meine Sachen werden dort präsentiert – da geht einem das Herz auf. Das mit der Fashion Week kam dann erst später. Da bin ich so mit reingerutscht. Der Laden veranstaltet dort immer eine Modenschau. Das Konzept des Ladens basiert auf der Idee, Designer aus der ganzen Welt für eine Zeit mit ins Sortiment zu nehmen und ihnen die Chance zu geben, sich zu zeigen. 

Du bist Mama von zwei kleinen Kindern, hast gerade die Auswirkungen des Lockdowns voll mitbekommen und immer noch 24/7 einen Eineinhalbjährigen zuhause herumhüpfen. Deine Kollektion beinhaltet unheimlich viele wirklich tolle Sachen von Kleidung über Taschen, Geldbörsen, Gürtel bis hin zu Kosmetiktaschen. Wie schaffst du das alles?

Alles was auf meiner Webseite zu sehen ist, ist über einen längeren Zeitraum hinweg entstanden. Ich mache tatsächlich alles selbst – außer die T-Shirts. Wenn jemand etwas bestellt, dann habe ich die Stoffe oder das Leder da und kann loslegen. Und man entwickelt ja so seine Strategien mit den Kindern. Ich kann zwar, wenn die Jungs dabei sind, nicht immer unbedingt die Nähmaschine anschmeissen, aber ich kann mal einen Stoff zurechtschneiden. Ich bin ganz dankbar, dass ich von Zuhause aus arbeite und nicht noch mal irgendwohin fahren muss. Das meiste mache ich tatsächlich wenn die Jungs schlafen. Und dann lege ich direkt los. Und ich kann zum Glück auch die Hilfe der Großeltern in Anspruch nehmen und am Wochenende natürlich auch die meines Mannes.

Grotkop Collection auf dem New Yorker Catwalk …

Interessant, dass du das jetzt sagst, denn ich träumte lange von dem Büro außerhalb der eigenen vier Wände, weil ich dachte, ich könnte da viel produktiver sein. Mittlerweile finde ich es eigentlich sehr praktisch, dass ich den Weg zur Arbeit sparen kann.

Ich war nie der Homeoffice-Fan aber momentan ist es für mich einfach die beste Lösung weil die Kinder noch so klein sind. Wenn ich noch in ein Atelier fahren müsste, würde ich wirklich Zeit verlieren und ich würde bestimmt nicht abends noch mal losfahren. Gerade für kreative Arbeit braucht man ja auch die Zeit reinzukommen, ich vergleiche es mal mit einem Hund, der sich erst mal im Körbchen drehen muss, bis er es sich gemütlich machen kann. So ist das auch manchmal bei meiner Arbeit (lacht). Und Zuhause ist das eben gerade am einfachsten. 

Nachhaltigkeit ist dir sehr wichtig. Wie ist deine Idee entstanden, einen eigenen preisgekrönten Prozess zu entwickeln, mit dem du Merino-Wolle für den handgemachten Filz bearbeiten kannst?

Das hat eine lange Vorgeschichte. Ich fand Filz immer spannend und habe mich während meines Studiums mit dem Thema beschäftigt. Ich wollte wissen, wie man sich seinen eigenen Stoff filzen kann und zwar so, dass das Verfahren auch für Industriefilzmaschinen möglich ist.

Meine Masterthese beschäftigte sich dann mit dem Thema, warum Filz in der Textilindustrie eigentlich kaum eine Rolle spielt. Ich durfte dafür in ein Unternehmen gehen und lernen, wie Filz industriell hergestellt wird. Ich wollte für die Masterarbeit herausfinden, wie es möglich sein könnte, gemusterten Filz auf Industriemaschinen herzustellen. Filzen selbst ist ein sehr harscher Prozess. Der Prozess den ich entwickelt habe, hat seine Rahmenbedingungen aber man kann schon viel damit machen. Ich habe in Schottland studiert und meine Arbeit wurde dann auch mit zwei Textil-Awards ausgezeichnet. Ich habe auch ein Patent dafür bekommen. Ernüchternd war trotzdem: Filz hat in der Modebranche keine Lobby, mit meinem Verfahren lässt sich zwar auf Meter produzieren, aber die Umstellung der Maschinen wären zu groß für meinen alleinigen Bedarf. Was ich so schön finde, ist, dass ich meine Ideen selbst umsetzen kann. Das Schöne an der von mir verwendeten Merino-Wolle ist, dass sie schön warm hält aber man auch nicht darin schwitzt. Deswegen nenne ich meine Mäntel auch „Coatigan“ – man kann sie sowohl drinnen als auch draussen anziehen. 

Besonders dein Coatigan war in der amerikanischen Presse zu sehen. Wie viel Arbeitszeit steckt in einem einzigen Mantel?

Das kann ich schwer sagen, ich denke, eine Woche brauche ich, weil die Herstellung verschiedene Arbeitsschritte wie beispielsweise auch Abtrocknen, beinhaltet. Ich habe auch nicht so viel Platz zuhause und muss Vorderteil, Rückteil und Ärmel filzen. Hinterher muss ich dann diese Stoffstücke nähen. Insgesamt wäre es wahrscheinlich ein ganzer Arbeitstag, wenn man alles zusammenrechnen könnte.

Mund-Nasenschutz-Tasche – gibt es übrigens nicht nur in pink

Du hast ein Faible für spezielle Materialien, ich bin ein großer Fan deiner Maskentaschen aus Kork. Wie bist du denn auf die Idee gekommen?

Ach so speziell ist Kork gar nicht, in der Modebranche findet ja zum Glück ein Umdenken statt. Kork wird unter vielen anderen Materialien nun ja auch als veganes Leder bezeichnet. Der Vorteil: Kork ist weich, robust und verfügt über eine angenehme Haptik. Die modische Vielfalt auf Korkbasis findet man schon länger im Handel. Speziell sind heute eher Sachen wie Leder aus Ananas- oder Apfelhaut oder ganz aktuell aus Pilzen. Aber zurück zum Kork – ich finde das Material wirklich schön. Und die Idee, es für eine Mundschutz-Tasche zu nutzen, entstand, nachdem mir aufgefallen ist, dass meine Mutter begann, den Mundschutz in eine Brottüte zu stecken. Ich habe mich auch immer gefragt, wie dieser Mundschutz hygienisch bleiben kann – mich hat es total gestört, dass ich ihn immer in meine Jackentasche gesteckt habe und gleichzeitig landen da natürlich Taschentücher von den Kindern, irgendwelche Riegel und Pixibücher … Und dann bin ich auf den Gedanken mit dem Kork gekommen. Denn Kork ist sehr widerstandsfähig gegen Wasser und Flecken. Man kann die Innenseite der Tasche auch mit Alkohol reinigen, das ist überhaupt kein Problem.

Die Mund-Nasenschutz-Tasche aus Kork – ein Träumchen

Du verwendest aber auch immer noch echtes Leder für einige deiner Ideen. Worauf achtest du da besonders?

Das ist eine berechtigte Frage. Ich nutze Leder, und das muss nicht jedem gefallen. Leder ist für mich immer noch ein Naturprodukt, von dem man lange etwas hat, wenn man es gut pflegt. Für mich ist es wichtig, wo das Leder herkommt. Meine Leder sind immer zertifiziert, überwiegend pflanzlich gegerbt und meistens kommen sie direkt aus Deutschland oder aus Europa. Wenn man sich für ein Produkt von mir interessiert, kann man immer in der Produktbeschreibung genau nachlesen, wo das Leder herkommt. Die Tiere kommen aus der Fleischproduktion, und ich finde es dann wichtig, dass auch wirklich alles verwendet wird. Mittlerweile arbeite ich auch direkt mit einer Gerberei aus Süddeutschland zusammen, deren Leder stammt von Tieren, die von ökologisch geführten Höfen kommen. Das Unternehmen gerbt nur mit pflanzlichen Stoffen, färbt umweltverträglich, pflanzlich verzichtet auf chemische Fixierer. So geht man meiner Meinung nach in die richtige Richtung. Ich möchte nämlich auch nichts produzieren, das man nur eine Saison tragen kann. 

Was können wir denn machen, damit die Modebranche nachhaltiger wird?

Ich glaube, dass ein Gesetz, das zunächst einmal die großen Unternehmen zur sorgfältigen Dokumentation ihrer Lieferketten anhält, in die richtige Richtung geht. Dass Unternehmen mit festen Partnern zusammenarbeiten, damit gewährleistet wird, dass diese auch planen können und nicht ausgebeutet werden, das wäre wichtig. Langfristige Partnerschaften wäre mein Wunsch. 

Nachhaltigkeit in der Mode fängt auch bei dem Verbraucher an.

Nadine Huthmann

Die Größe der Geldbeutel sind natürlich unterschiedlich und nicht jeder kann teure nachhaltig produzierte T-Shirts kaufen aber Fast Fashion ist etwas Unnötiges. Ich glaube, dass jeder so kaufen kann, dass nicht jede Saison alles neu gekauft werden muss. Vivienne Westwood hat das mal sehr schön gesagt: „Choose well, buy less and make it last.“ Das funktioniert auf jedem Level. Ich komme aus einer Familie, da wurde auch vieles einfach repariert. Man kann ein Loch in einer Hose auch stopfen und muss die Hose nicht sofort wegwerfen. 

Du machst Yoga schon viel länger als ich, nämlich seit etwa 19 Jahren. Nutzt du das immer noch als Tool, das dich erdet?

Es ist wirklich etwas, was ich immer mal wieder mache, beispielsweise wenn mir der Nacken wehtut oder so. Richtig regelmässig habe ich es während meiner letzten Schwangerschaft gemacht.

Aber Yoga war definitiv immer ein Anker, egal wo ich war, in den Niederlanden, in Schottland oder im Ruhrgebiet – ich habe immer einen Kurs besucht.

Nadine Huthmann
Der Pullunder aus Nadines Kollektion – gefilzte Merinowolle

Wie definierst du für dich Erfolg? Machst du das an Geld fest, hast du eine Vision, was du mit deiner Mode erreichen möchtest?

Für mich ist Erfolg beispielsweise, wenn ich etwas Kreatives geschaffen habe und das mit Spaß und Leidenschaft. Dann ist es egal auf welchem Level das stattfindet. Erfolg ist für mich auch wenn mich das, was ich tue, glücklich macht. Und wenn man dann sieht, was daraus erfolgt. Das kann etwas ganz Kleines sein. Natürlich war die Modenschau in New York ein Erfolg aber für mich ist es auch ein Erfolg dass du bei mir etwas bestellt hast.

Erfolg ist auch, wenn mein kleiner Sohn sich an meine alte, kaputte Nähmaschine setzt, und ich sehe, dass er mit Begeisterung dabei ist.

Nadine Huthmann

Wenn ich dich frage, wie du dir dein Leben in fünf Jahren vorstellst – was würdest du dir da beruflich wünschen?

Es gibt natürlich zwei, drei Labels, deren Weg ich verfolge und mit denen ich mich gerne mal irgendwann vergleichen würde. Ich wünsche mir, dass ich mehr Bestellungen habe und irgendwann mal ausgelastet bin. Ich weiß gar nicht, ob ich so richtig riesig werden will. Denn das würde ja auch wieder an meiner Arbeitsweise vieles verändern. Ich will ja selbst an der Nähmaschine sitzen. Das macht mich glücklich. 

Nadines Kollektion in New York …

Zeit für die Familie ist dir sehr wichtig. Dein Mann und du habt euch bewusst dafür entschieden, dass du im Job erst mal kürzer trittst, um Zeit für die kleinen Kinder zu haben. Und trotzdem stellen wir beide ja auch immer wieder fest, dass es dann auch schwer ist, dem Spagat zwischen Familie und Job gerecht zu werden. Was glaubst du, wie sollten die Rahmenbedingungen sein? 

Ich glaube, es wäre wichtig, dass Frauen – egal nach welcher Zeit – zurück in den Job kommen könnten. Damit meine ich nicht, dass die selbe Stelle noch frei sein soll, sondern dass die Akzeptanz da ist und man den Frauen nicht das Gefühl vermittelt, sie seien komplett raus und hätten keine Ahnung mehr. Das ist nämlich nicht so. Man entwickelt sich ja auch in der Zeit weiter, in der man beispielsweise „nur“ Mutter ist. Und dass man, wenn man bereit ist, wieder Vollgas geben zu können, sich nicht rechtfertigen muss, warum man das vorher nicht war. Dann wäre auch wichtig, dass es nicht unbedingt 40 Stunden sein müssen. Das andere Problem ist dann aber natürlich das Finanzielle: Viele Familien können sich nicht mehr leisten, dass einer alleine über einen bestimmten Zeitraum alles wuppen kann. Das ist das übergeordnete Problem. 

Ich habe ja auch in Dänemark gelebt und dort ist die 37-Stunden-Woche Standard, gleichzeitig funktioniert das Prinzip der Arbeitsteilung und der flexiblen Zeiteinteilung meiner Meinung nach besser und so sieht man an der Kita oder der Schule genauso viele Männer, die ihre Kinder abholen, wie Mütter.

Siehst du, ich habe lange in den Niederlanden gelebt und dort ist es beispielsweise nicht außergewöhnlich, dass Eltern sich das mit dem Job aufteilen und jeder vier Tage die Woche arbeitet. Wie machen das andere Länder? Das finde ich durchaus eine berechtigte Frage. Daraus sollte man auch lernen. 

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