Schlagwort: Selbständigkeit

Gründer-Mütter: Warum immer mehr Frauen diesen Schritt wagen (müssten)

Dieser Beitrag enthält unbezahlte Werbung für das Netzwerk GründerMütter. Ich habe gerade übrigens selbst gegründet. Ohne das Netzwerk in Anspruch zu nehmen. (Was nicht ist, kann ja noch werden …) Aber ich schreibe darüber, denn ich weiß, dass viele Menschen gerne gründen würden und sich nicht wagen. Weil sie vieles nicht wissen (woher auch?) und schon gar nicht wissen, wo sie sich informieren können. Und dann schreibe ich diese Geschichte auch noch, weil sie dazu inspiriert, jetzt genau das zu tun, was wichtig ist. Hör in dein Herz. Und folge dem Ruf.

„Mütter sind für Unternehmen immer ein Risiko.“ Als ich kürzlich diesen Satz hörte, musste ich wohl schlucken. Auf jeden Fall folgte rasch ein Nachgeschobenes: „Ich sage das jetzt nicht aus der Sicht der Unternehmerin, sondern weil ich selbst Mutter bin.“ Das war lieb gemeint, nützte aber nicht viel. Denn das, was da ausgesprochen wurde, ist die Denkweise der deutschen Wirtschaft. Ja, es stimmt: Wenn meine Kinder krank sind, muss ich meistens zuhause bleiben (aber das liegt nicht daran, dass ich die Mutter bin, sondern daran, dass ich als Frau weniger verdiene als mein Mann und damit die Rollenverteilung gleich festgelegt ist). Zufällig weiß ich, dass in Dänemark eine ganze andere Meinung besteht. Unternehmer finden, dass junge Mütter unheimlich effektiv arbeiten, weil sie nachmittags Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen. Sie stehen nicht ewig am Kaffeevollautomaten und spielen in der Pause kein Tischfußball. Sie machen einfach, damit sie pünktlich zur Kita oder der Schule kommen können. Vielleicht haben Mütter einfach andere Qualitäten. Das ist jetzt plakativ, ich habe keine Beweise, es gibt immer solche und solche Beispiele, aber ich stelle es jetzt mal so in den Raum. Manchmal würde es auch Sinn machen, zwei Menschen zu fragen, ob sie sich eine Stelle teilen möchten, dafür dann aber auch flexibler sein dürfen. Es gibt viele Ideen, viele Ansätze, aber so richtig will das niemand umsetzen.

Das Potenzial sehen

Und deswegen müssen Mütter immer wieder selbst hinterfragen, was ihnen ihre Karriere wert ist. Viele kommen zu dem Punkt, an dem sie feststellen, dass es in dem Unternehmen, in dem sie beschäftigt waren, bevor sie Mütter wurden, keine Perspektive mehr gibt. Weil es keinerlei Flexibilität gibt. Keinen Spielraum, um beides, Mutterschaft und Karriere, unter einen Hut zu bringen. Was bleibt also, wenn man nicht unter seinem Potenzial bleiben möchte? Selbst gründen! So geht es vielen und das ist nicht gerade der leichteste Weg. Deswegen gibt es immer mehr Initiativen wie das Unternehmerinnen-Netzwerk „GründerMütter“. Dort geht es darum, Gleichgesinnte zu treffen und sich miteinander auszutauschen, aber auch darum Ideen, Tipps und Tricks miteinander zu teilen. Gegründet wurde das GründerMütter-Netzwerk von der Düsseldorferin Dr. Stefanie Gundel, deren Mission es war, selbstständige Frauen zusammenzubringen, zu stärken und zu inspirieren. Dabei ist es egal, ob sie Kinder haben, schwanger sind, gerade erst in der Familienplanung stecken oder noch überhaupt nicht wissen, wie Kinder und Job unter einen Hut zu bringen sind.

Austausch tut gut

Stephanie Natz arbeitet heute für GründerMütter. Ich kenne sie von früher, aus meiner Zeit als Sportjournalistin. Damals hieß Stephanie nicht Natz sondern Hort und zählte zu Deutschlands besten Weitspringerinnen. Schon als Leistungssportlerin war sie fleißig und zielstrebig und vermutlich sind das Eigenschaften, die sie nach der sportlichen Karriere zunächst zu dem Unternehmen Peugeot und dann zur Porsche Group brachten. „Ein toller Arbeitgeber“, sagt Stephanie selbst. Trotzdem fühlte sich das nach der Geburt ihres zweiten Kindes für sie nicht mehr richtig an. Das lag unter anderem daran, dass ihr Mann einen Job in Brüssel hatte und sie aus Stuttgart nach Düsseldorf gezogen waren. Stefanie entschied nach langem Überlegen, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen und gründete Drumhead Consulting, ein Marketing-Unternehmen für die Autombilindustrie. Und so hatte sie die ersten Berührungspunkte mit dem GründerMütter-Netzwerk. Denn ohne die Inspiration der anderen Mütter, ohne deren Ratschläge, hätte sie sich vermutlich gar nicht gewagt, zu gründen. „Es war unheimlich inspirierend und auch hilfreich, sich mit den anderen Frauen auszutauschen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, auf die man nicht von alleine kommt, die einem das Leben aber unheimlich erleichtern“, sagt die Mutter von mittlerweile drei Kindern. „Der Austausch mit völlig verschiedenen Frauen, die die unterschiedlichsten Kenntnisse und Expertisen haben, bringt einen wirklich weiter. Und es ist auch unglaublich, wie da Dynamik entsteht.“ 

Sisterhood als Erfolgskonzept

Diese Erfahrung habe ich selbst im vergangenen Jahr gemacht. Als ich mich, gemeinsam mit einer Freundin, dazu entschlossen hatte, zu gründen. Dinge, die ich von alleine nicht hätte auf die Beine stellen können, für die mir schlichtweg Zeit, Energie und Nerven fehlten, fühlten sich auf einmal so leicht und richtig an. Weil wir uns einander unterstützten, uns in schweren Momenten Mut zusprechen konnten und unsere Expertisen bündelten. Deswegen habe ich mich auch so mit dem Begriff Sisterhood angefreundet. Obwohl ich nur Brüder habe und dem schon immer etwas abgewinnen konnte. Sisterhood heißt für mich, sich mit Frauen zu verbinden, die mir Kraft geben. Diese Kraft will ich natürlich auch zurückgeben. Und genau das schafft eine besondere Dynamik, durch die nur etwas Gutes entstehen kann.

Häufig sind wir total hilflos, wenn wir uns selbständig machen wollen, weil wir überhaupt keine Kenntnisse in diesem Bereich haben. Das fängt bei Themen wie Steuern und Finanzamt an. Viele Frauen würden gerne gründen, haben tolle Ideen, und wagen sich dann nicht in die Selbständigkeit aus Angst vor genau diesen Themen. Doch zu sehen, dass Muttersein und Selbstständigkeit vereinbar sind, macht Mut. Kinder und Babies sind bei Treffen der GründerMütter willkommen. Das alles hat Stephanie Natz bewogen, sich für das Netzwerk zu engagieren. Heute ist sie Community Managerin von GründerMütter und hat mit GründerMütter Mallorca auch gleich ihre eigene Gruppe eröffnet. 

Wo will ich leben, wie will ich arbeiten?

Denn vor knapp zwei Jahren entstand in ihr langsam der Wunsch, von überall aus arbeiten zu können. „Es war irgendwie eine verrückte Idee. Wir wollten die Zeit, bis die Kinder schulpflichtig sein würden, nutzen, um wann immer es möglich ist, Zeit am Meer zu verbringen.“ Spanien stand weit oben auf der Liste, weil Stephanie spanisch spricht – die Insel Mallorca kannten die Natz’ kaum. Trotzdem entschieden sie sich, ein Haus dort zu kaufen. Heute und insbesondere in der Pandemie, sind sie unheimlich glücklich darüber, diese Entscheidung getroffen zu haben. „Die GründerMütter Gruppe Mallorca ist nicht nur offen für deutsche Mütter. Ich möchte insbesondere auch in den Austausch mit der lokalen Bevölkerung gehen“, sagt Stephanie. „Wir sind da schließlich zu Gast. Ich finde es wichtig, die Traditionen kennenzulernen aber auch zu unterstützen und in Sachen Selbständigkeit Vorbild zu sein, wenn der Bedarf besteht.“ 

Von überall aus arbeiten und gleichzeitig ihrer Familie gerecht werden zu können, diese Vereinbarkeit ist ein Traum, den Stephanie Natz sich nun erfüllen konnte. Netzwerke wie GründerMütter setzen genau da an. Alles ist möglich, wir brauchen nur die Unterstützung, Inspiration und Expertise von anderen, um unsere Träume umzusetzen. Denn alleine ist es schwer.  „Der Spirit, den die GründerMütter mitbringen und der Gedanke, nicht Ellenbogen einzusetzen, nicht Ideen zu klauen, sondern auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren und festzustellen, dass sich bei allen einfach die Bedürfnisse geändert haben – dadurch entsteht eine besondere Gemeinschaft und damit ist schnell etwas Neues geboren“, sagt Stephanie. 

Ob sie künftig ganz nach Mallorca übersiedelt, möchte sich die Familie übrigens noch offen halten. „Wir haben uns in jedem Fall schon mal informiert, wo es internationale Schulen gibt“, schmunzelt sie. „Aber eigentlich ist es im Moment auch angenehm, einfach selbst entscheiden zu können, wo wir gerade sein möchten.“ Das ist auf jeden Fall kein Risiko für ihr Unternehmen – sondern eher inspirierend.

Selbstständig als Yogalehrer – Teil 2

Du hast schon mal ein tolles Produkt …

Evelyn Schneider ist Yogalehrerin, Beraterin und Ausbilderin. Ihr Buch „Der Leitfaden. Ihr Wegweiser für alle unterrichtenden, beratenden und therapeutischen Berufe“ habe auch ich leider viel zu spät gelesen. Beim BDY (Bund Deutscher Yogalehrer) und der IFAA gibt Evelyn Schneider regelmäßig Seminare zum Thema Selbstständigkeit als Yogalehrer. Meistens sitzen die Yogis dann weniger enthusiastisch im Raum als bei Pranayama oder Anatomie. Eigentlich erstaunlich, denn das Thema „Yogalehrer als Beruf(ung)“ ist doch unglaublich spannend und inspirierend. „Vielleicht liegt es daran, dass die meisten Yogis mit ganz viel Herzblut an die Sache herangehen – was im Übrigen wunderbar und ehrenhaft ist – aber dann vergessen, was es bedeutet, wenn aus einer Leidenschaft ein Beruf wird und man plötzlich Geld verdienen muss.“ 

Im ersten Teil unseres Interviews habe ich mit Evelyn Schneider darüber gesprochen, wie wichtig der Gang zum Finanzamt ist und dass man sich vor den Themen Steuern und Versicherungen nicht scheuen sollte. Aber auch darüber, wie wichtig es ist, sich Ziele zu setzen. Und heute reden wir über … Geld!

Darf Yogaunterricht die Miete bezahlen?

Ist es denn wirklich so, dass viele Yogis glauben, sie erfüllten nicht die yogischen Leitlinien, wenn sie mit Yogaunterricht Geld verdienen? „Ja, irgendwie schon“, sagt Evelyn Schneider. Dabei sei das Quatsch. Die Nyjamas beziehen sich auf den Umgang mit uns selbst und sind dafür da, dass wir lernen, darauf zu achten, dass es auch uns selbst gut geht. „Ich kann nur Gutes an andere weitergeben, wenn es mir gut geht. Und dazu gehört heute nun mal, dass ich meine Miete zahlen kann und keine Angst vor dem Finanzamt haben muss“, sagt Evelyn Schneider. Wenn Du zu den Yogalehrern gehörst, die Schwierigkeiten damit haben, Geld für ihren Yogaunterricht zu nehmen, dann höre doch mal in den yogaeasy-Podcast „Yoga und Geld. Wieviel darf ein Yogi verdienen?“ mit Rebecca Randak. Auch wenn Yogalehrer vor 100 Jahren vielleicht kein Geld für ihren Unterricht genommen haben, dann durften sie zumindest bei ihren Schülern für Kost und Logis leben. Das wird häufig vergessen. In unserer Gesellschaft funktioniert dieses Prinzip aber nicht mehr. 

Keine Angst vor Steuern

Als ich „Der Leitfaden“ gelesen habe, musste ich über den Titel eines Kapitels sehr schmunzeln. „Hilfe, ich mache Gewinn“, hieß der. Das kam mir irgendwie bekannt vor. „Wenn du viel Geld verdienen willst, dann mach es doch“, sagt Evelyn Schneider stets zu ihren Kunden. „Ich erlebe immer wieder die Angst vorm Steuern zahlen. Aber hey, wenn du viele Steuern zahlen musst, hast du auch viel Geld verdient.“ Und Umsatzsteuer zahlen zu müssen, sei beispielsweise nichts schlechtes. „Rechne einfach immer mit den Nettobeträgen, dann musst du dir auch keine Sorgen um die Steuern machen“, sagt sie. Unser Gewinn ergibt sich aus dem Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben. Weil wir natürlich als Selbständige immer viele Ausgaben haben, ist es gar nicht so einfach, viel Gewinn zu machen. Doch bevor man mit der Selbständigkeit starte, sollte man sich einmal über die eigene Definition von Erfolg Gedanken machen. Erfolg könne ja alles mögliche bedeuten. Es kann auch für den einen etwas völlig anderes sein als für den anderen. Beispielsweise kann Erfolg sich über viel Geld definieren, genauso gut kann Erfolg aber auch bedeuten, 450 Euro zu verdienen und dafür viel wertvolle Zeit mit seinen Kindern und der Familie verbringen zu können.

Evelyn Schneider ist selbst Yogalehrerin und berät außerdem Menschen, die sich mit beratenden, therapeutischen und unterrichtenden Berufen selbstständig machen möchten. Dabei hilft sie unter anderem auch bei so komplizierten Themen wie Versicherungen deines Yogaretreats …

Überzeuge!

Auch wenn es um das Thema Marketing geht, würden sich Yogalehrer häufig schwer tun. „Der Gedanke von ‚Klinken putzen‘ fühlt sich erst mal nicht gut an. Yogalehrer verwechseln Marketing oft damit, sich anzubiedern. Es liegt nicht in der Natur vieler Yogis sich in den Vordergrund zu schieben und laut zu sagen, was für ein tolles Produkt sie haben. Dabei ist Yoga ein ganz tolles Produkt.“ Viele glauben, sie müssten erzählen, wie toll sie sind und kämen sich dabei blöd vor. Dabei muss das niemand. Das Produkt ist toll. Es gilt, nach vorne zu stellen, welchen Nutzen der Kunde von dem Produkt hat und nicht von dem Yogalehrer. „Der Kunde erkennt schon selbst, dass wir ihm helfen können, ein Bedürfnis zu stillen und das macht uns dann für ihn toll – ohne dass wir das an die große Glocke hängen müssen“, sagt Evelyn Schneider.

Outsourcing lohnt sich

Und womit verdient man nun mehr, mit dem eigenen Yogastudio oder dem unabhängigen Unterrichten in verschiedenen Studios und Institutionen? Diese Frage liesse sich nicht pauschal beantworten, sagt Evelyn Schneider. „Es gibt da wohl keine Quote. Ich glaube, es ist am wichtigsten, herauszufinden, womit man sich wohlfühlt und was einem liegt. In meiner eigenen Situation ist es beispielsweise so, dass ich unter gar keinen Umständen an einen speziellen Ort gebunden sein möchte. Mit einem eigenen Studio müsste ich das sein. Aber so hat jeder seine eigenen Prioritäten.“

Vergesse nicht Shavasana!

Ich finde das gerade auch deswegen wichtig, weil viele Yogalehrer zu Beginn ihrer Selbstständigkeit unheimlich euphorisch sind und gerade weil sie ihre Arbeit so lieben, ganz schnell ausbrennen. Yogalehrer machen häufig den Fehler, die eigene Praxis plötzlich hinten anzustellen und weniger Pausen zu machen als sie es ihren Schülern raten. Irgendwann spüren sie dann, dass sie sich übernommen haben, oder Gefahr laufen, dies zu tun. Um so wichtiger, Dinge abzugeben, die einen nur aufhalten. Stattdessen erlaube es dir, deine eigene Praxis ernst zu nehmen, deine Matte auch als Zufluchtsort zu sehen und dich manchmal einfach mal nur in Shavasana zu begeben.

Wenn du dir gerade überlegst, dich mit Yoga selbständig zu machen, dann denke daran, dass du schon ein wahnsinnig tolles Produkt hast. „Mit Yoga Geld zu verdienen, ist etwas Gutes“, sagt Evelyn Schneider. „Mit Drogen oder Waffenhandel Geld zu verdienen – das ist etwas Schlechtes.“ 

Evelyn Schneider hat auf Facebook die Gruppe „Erfolgreiche Selbstständigkeit als Yogalehrer/in“ gegründet, in der sie ganz kostenlos Informationen zu den Themen Selbstständigkeit, Finanzamt und Steuern und Versicherungen gibt. Du musst nichts weiter tun, als der Gruppe beizutreten. 

Selbstständig als Yogalehrer – Teil 1

Teil 1: Yogalehrer in der Selbstständigkeit: Was denn jetzt, Freiberufler oder Gewerbe?

Vor Corona war der Trend eindeutig: Immer mehr Menschen wollten in die Selbstständigkeit. Dem Wunsch nach selbstbestimmtem Leben und Selbstverwirklichung kamen auch immer mehr junge Menschen nach. Yogalehrer – dieser Beruf scheint für viele die Bedürfnisse von Freiheit und Eigenständigkeit zu erfüllen. Selbst in Bewegung bleiben, etwas tun, was man selbst liebt und wofür man brennt, frei darin sein, den eigenen Stil zu entwickeln – und obendrein mit der Arbeit Menschen ganz tief berühren – all diese Möglichkeiten stecken im Beruf des Yogalehrers. Es ist aber genau wie mit der Kunst – reich werden die allerwenigsten damit. Und besonders schade ist: Viele scheitern schon zu Beginn, weil sie in Sachen Rechtsformen, Steuern und Kalkulationen überfordert sind. Auch ich bin eigentlich viel zu spät auf den Gedanken gekommen, das Buch „Der Leitfaden. Ihr Wegweiser für alle unterrichtenden, beratenden und therapeutischen Berufe“ von Evelyn Schneider zu lesen. In diesem und dem nächsten Blogbeitrag gibt Evelyn Schneider Tipps und erklärt, wie wir die häufigsten Fehler vermeiden können.

Wer sich als Yogalehrer/in selbstständig machen möchte, sollte zunächst einmal wissen, dass es nicht schlimm ist, wenn Yoga die Miete bezahlt. Tatsächlich scheint das für viele Yogis ein Widerspruch zu sein. Evelyn Schneider ist selbst Yogalehrerin, vor allem aber berät sie. Nicht nur Yogalehrer sondern auch schon sehr lange in Unternehmen und in der Hotellerie. Das schafft eine tolle Verbindung zum Yoga, denn viele Yogalehrer brauchen auch Rat, wenn es um die Organisation und Abwicklung von Retreats geht. Beim BDY (Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland e.V.) und der IFAA/Vinyasa Yoga Akademie gibt Evelyn Schneider regelmäßig Seminare zum Thema Selbstständigkeit als Yogalehrer. Meistens sitzen die Yogis dann weniger enthusiastisch im Raum als bei Pranayama oder Anatomie. Evelyn Schneider muss darüber ein wenig schmunzeln. „Als ich selbst in die Selbständigkeit bin, habe ich gemerkt, dass es gerade bei Yogalehrern oft eine große Unsicherheit gibt, wenn es um Zahlen, Finanzen und Versicherungen geht. Und wie viele andere Yogalehrer habe auch ich eben ein Helfersyndrom. Deswegen und auch, weil ich gerne die Themen Steuer und Finanzen so aufbereiten wollte, dass sie leicht zu verarbeiten sind, bin ich in diese Richtung gegangen.“

Klare Ziele

Yogini mit Helfersyndrom: Evelyn Schneider ist als Beraterin für Menschen, die in die Selbstständigkeit gehen und Hoteliers und Hotelbetriebe tätig.

Wer sich selbstständig machen möchte, sagt Evelyn Schneider – und das klingt natürlich erst einmal logisch – sollte sich über sein Ziel klar werden. „Wenn ich mich selbständig mache und erst mal kein richtiges Ziel verfolge, ist das genauso als würde ich mich in ein Taxi setzen, und dem Fahrer sagen, er solle einfach mal losfahren. Das kann teuer werden und kostet Zeit …“ Die fehlende Zielformulierung sei aber tatsächlich einer der häufigsten Fehler, wenn Yogalehrer sich selbständig machten. „Ein weiterer Fehler ist, dass der eigene Status nicht klar definiert ist. Die Rahmenbedingungen müssen klar sein. Und als nächster Fehler kommt dann häufig, dass vergessen wird, richtig zu kalkulieren. Viele Yogalehrer fragen herum, was die anderen für ihren Unterricht nehmen und orientieren sich an diesen Beispielen. Dabei vergessen sie, auszurechnen, was sie tatsächlich brauchen. Und dann vergessen viele, Geld beiseite zu legen, beispielsweise für die Steuern, die ja erst viel später fällig werden.“ 

Bevor ich mich selbstständig mache, sollte ich also wissen, was ich will. Will ich einen Minijob? Will oder muss ich wirklich davon leben? Reicht es mir aus, wenn ich Kleinunternehmer bin? Und reicht das auch in fünf Jahren aus? Wie sind in fünf Jahren meine Rahmenbedingungen? All das seien Fragen, über die Klarheit herrschen sollte. Mir persönlich hat dabei unter anderem die Folge des Endlich-Om-Podcasts „Wie schließen wir Frieden mit Kind und Karriere“ geholfen. Auch wenn ich nicht mit allem, was Katrin Wilkens im Interview mit Stefanie Luxat sagt, einer Meinung bin, hat mir diese Podcast-Folge auf jeden Fall bei der Formulierung meiner Zielsetzung Klarheit verschafft. Ebenso spannend ist die Folge von Heiliger Bimbam mit Franziska Schmid und der Frage „Wie findet man seine Berufung?“.

Gewerbe oder Freiberufler?

Es geht nicht nur Yogalehrern so: Das Thema Finanzamt ist den meisten Menschen unbequem. War auch bei mir so. Ich bin froh, dass ich einen Steuerberater gefunden habe, dem ich vertraue und der meiner Meinung nach, einen fantastischen Job macht. „Auf die Frage: Muss ich mich behördlich anmelden, bevor ich loslegen kann?, gibt es nur eine Antwort und die lautet: Ja!“, sagt Evelyn Schneider.

Will ich mich dort anmelden, stolpern wir häufig schon über das nächste Problem: Bin ich Freiberufler oder muss ich ein Gewerbe anmelden? Doch auch hier ist die Antwort eigentlich simpel: „Entscheidungshoheit hat immer das Finanzamt, es ist ein bisschen die Frage, wer sitzt da. Yogalehrer befinden sich ein wenig in einer Grauzone. Entscheidend darüber, ob ich Freiberufler bin oder ein Gewerbe anmelden muss, ist der Inhalt meiner Tätigkeit. Einzelunterricht wird beispielsweise oft nicht als unterrichtend definiert und ist dann nicht mehr freiberuflich. Es geht dabei eben um den Rahmen des ‚Unterrichts‘: Dieser findet üblicherweise in einer Gruppe (schulklassenartig) statt. Es ist aber auch eigentlich egal, denn ein Gewerbe anzumelden, ist nichts Schlimmes“, erklärt Evelyn Schneider. „Wenn ich zwei Dinge anbiete, die völlig losgelöst voneinander funktionieren, zum Beispiel Yoga unterrichten und Schuhe verkaufen, dann kann es sein, dass es Sinn macht, eines als Freiberuflichkeit laufen zu lassen und eines als Gewerbe. Dann brauche ich allerdings auch zwei unterschiedliche Steuernummern und muss auf jeden Fall auch getrennte Buchführung vornehmen. Wenn ich aber zwei Dinge anbiete, die sich nicht klar trennen lassen, wie zum Beispiel Yoga unterrichten und gesprochene Meditationen verkaufen, dann wird das Finanzamt mich generell als gewerblich einstufen. Und das ist genauso mit Online-Yogaunterricht.“ 

Ich erinnere mich noch daran, als ich mich selbstständig machte und feststellte, dass auf dem Gewerbeamt völlige Unklarheit herrschte. Das wiederum hat mich dann natürlich auch verwirrt. Die Dame, die mir gegenüber saß, war ganz irritiert, weil ich eben zwei verschiedene Dinge machte, zum einen war ich Yogalehrerin, zum anderen Journalistin. Für letzteres, das wusste ich, musste ich auf jeden Fall kein Gewerbe anmelden. „Ja“, sagt Evelyn Schneider lachend. „Das ist natürlich paradox aber man muss bedenken: Die Mitarbeitenden bei den Behörden haben es auch nicht so einfach mit der Vielzahl an Berufen, die es heute gibt. Da es auch noch jede Menge Mischformen gibt, wird es für die eben auch immer komplizierter. Daher ist es aber auch so wichtig, selbst sehr viel Sicherheit über das zu haben, was man anbieten möchte.“  Zu denken: „Ich habe gehört, ich bin Freiberufler als Yogalehrer und das Finanzamt hat gesagt …“ sei nicht der richtige Weg, erklärt sie. Korrekt hingegen sei es, sich beim Finanzamt zu melden und eine verbindliche Auskunft anzufordern. „Das kostet natürlich eine Gebühr und deswegen machen das die wenigsten. Aber nur, weil ich meine Steuererklärung jährlich abgebe und sich beim Finanzamt niemand wehrt, heißt das noch lange nicht, dass es richtig ist.“ 

Mit jedem Yogalehrer kann die Welt ein wenig besser werden …

Seien diese Dinge erst einmal geklärt, sei die Selbstständigkeit etwas sehr Schönes, ermutigt Evelyn Schneider. Yoga ist zudem ein tolles Produkt. Die Konkurrenz ist groß, aber der Bedarf auch ungebrochen. Auch in Zukunft werden immer mehr Menschen vermutlich auf den Gedanken kommen, etwas für sich und ihre Gesundheit zu tun – der Weg in den Yogaunterricht ist häufig der erste Schritt. Es wird noch mehr Möglichkeiten geben, sich zu spezialisieren. „Wenn ich die Frage nach dem Bedarf an Yogalehrern beantworten soll, sage ich gerne: the sky is the limit. Die Anwendbarkeit ist vielseitiger geworden, die Nachfrage steigt noch.“ Heute machten sich auch immer mehr junge Leute selbständig. „Corona hat diesen Trend vielleicht nun ein wenig durcheinandergewürfelt. Das lässt sich jetzt noch nicht sagen. Ich hoffe aber auch, dass das, was beispielsweise in der Schweiz stark verbreitet ist, sich auch hier durchsetzen wird und das sind mehr 60- oder 70-Prozent-Stellen. Die Unternehmen spüren den Fachkräftemangel und dass sich etwas ändern muss, um Mitarbeiterzufriedenheit zu erreichen.“ Unabhängig davon aber würde mit jedem, der sich mit Yoga beschäftigt, die Welt vielleicht ein bisschen besser, meint Evelyn Schneider.

Evelyn Schneider hat auf Facebook die Gruppe „Erfolgreiche Selbstständigkeit als Yogalehrer/in“ gegründet, in der sie ganz kostenlos Informationen zu den Themen Selbstständigkeit, Finanzamt und Steuern und Versicherungen gibt. Du musst nichts weiter tun, als der Gruppe beizutreten.