Schlagwort: Stille

Fünf Wochen Staunen

Doris Iding ist in der Yogaszene keine Unbekannte. Sie ist seit 20 Jahren Redaktionsmitglied von Yoga Aktuell und hat viele Bücher zu den Themen Meditation, Achtsamkeit und Yoga geschrieben – 18 davon wurden in andere Sprachen übersetzt. Ich habe mit der MBSR- und Meditationslehrerin über ein ganz besonderes Erlebnis in ihrem Leben gesprochen: ein fünfwöchiges Schweigeretreat in Thailand, ausgerechnet kurz bevor die weltweite Corona-Pandemie ausbrach …

Vor Weihnachten 2019 und bis Ende Januar 2020 warst du in Thailand auf einem fünf Wochen andauernden Schweigeretreat. Wie war der Tagesablauf?

Morgens begann die erste Meditation um vier Uhr. Um sieben war die nächste gemeinsame Meditation, bei der wir auch gemeinsam gechantet haben. Dann gab es Frühstück und danach war eigentlich erst einmal freie Zeit. Zwischen 11.30 Uhr und 13 Uhr gab es Mittagessen, danach gab es immer einen Vortrag. Der Nachmittag war dann wieder frei und um 18 Uhr gab es eine letzte gemeinsame Meditation. 

War euer Retreat-Leiter, ein ehemaliger buddhistischer Mönch, sehr streng mit euch?

Nein, überhaupt nicht. Wir waren alle sehr frei. Das schätze ich auch so an Master Han Shan. Das war auch das Tolle an dieser Zeit: Wir konnten so viel meditieren, wie wir wollen. Nichts war Pflicht. Für mich, jemanden, der sehr unruhig ist und sich beispielsweise sehr schwer damit tut, den ganzen Tag lang zu sitzen, war das wunderbar. 

Und was hast du dann in der freien Zeit eigentlich gemacht? Wie kann man sich das vorstellen, fünf Wochen ohne „Geschwätz“?

Oh, ich habe das einfach sehr genossen. Ich habe viele Sitzmeditationen und auch sehr viele Geh-Meditationen gemacht. Es gab einen kleinen Wald, in dem mehrere Tempel standen. Dort habe ich mich sehr viel und sehr gerne aufgehalten. Ich habe die Natur genossen. Einfach gestaunt. Und ich habe auch viel geschrieben. In so einer Zeit fliesst es natürlich nur so aus einem heraus. Und ich habe viel gemalt. Das ist aber auch eine Art Meditation.

Fünf Wochen keine Gespräche. Nicht mal mit dir selbst, war das nicht sehr hart?

Ich habe das sehr genossen, weil ich normalerweise sehr viele Menschen treffe. Ich fand es auch sehr entspannend, mich nicht austauschen zu müssen über die bekannten Yogalehrer, die ich für Yoga aktuell interviewt habe. Wir alle definieren uns auch in der Yogaszene doch sehr über solch äußere Dinge. Deshalb habe ich es sehr genossen, einmal nur für mich zu sein. Allerdings habe ich um Weihnachten, Silvester und Neujahr ein paar SMS geschrieben – das war auch total okay. Ich hatte auch sehr klare Träume in dieser Zeit. Und wenn ich von jemandem träumte, den ich kannte, habe ich auch mal eine WhatsApp geschrieben. Das war völlig okay für mich. Ich habe mich dabei auch sehr gut beobachten können und konnte erkennen, wie viel Energie so ein Handy absorbiert. Die Nachrichten, die ich dann gelesen haben, haben mich natürlich auch sofort wieder weggebracht von der inneren Stille: raus aus der Stille, rein ins Gedankenkarussell. Es war sehr spannend, diesen Prozess zu beobachten. Es war auch sehr spannend, wie gut es mir dann mit etwas Übung gelungen ist, mich wieder zu mir selbst zurückzuholen. Davon abgesehen: Ich finde wir müssen nicht immer so streng mit uns sein. Die Strenge während eines Retreats oder während der spirituellen Praxis ist für mich etwas sehr Männliches. Sie stammt aus den alten, patriachalen spirituellen Traditionen. Die sind meiner Ansicht nach heute nicht mehr gültig. Ich glaube wir dürfen eher lernen, etwas mehr Selbstmitgefühl mit uns zu haben. Aber natürlich braucht es ein gewisses Maß an Selbstdisziplin, um während eines solchen Retreats tiefe Erfahrungen machen zu können. Selbstverantwortung war hier auch eine wichtige Botschaft für uns. Wir sollten selbst entscheiden, wie viel wir praktizieren. Und das fand ich sehr schön.  

Fünf Wochen sind aber nun nicht sieben Tage. Gab es nie den Moment, an dem du dir gesagt hast: Jetzt reicht es?

Doch, den gab es natürlich. Und du hast Recht, fünf Wochen sind sehr lang. Das sagte übrigens auch unser Retreatleiter. Jemand, der so etwas noch nicht gemacht hat, sollte vielleicht nicht unbedingt mit fünf Wochen starten. Eher mit drei. Und genau das war auch der Zeitpunkt, da habe ich gedacht: „Jetzt habe ich genug.“ Ich mache so etwas aber auch nicht zum ersten Mal, ich würde sagen, einmal im Jahr gehe ich in die Stille. Das mache ich schon viele Jahre. Aber so lange am Stück habe ich das natürlich auch noch nie gemacht. Ich hatte dann nach drei Wochen wirklich den Impuls: Jetzt reicht es mir, jetzt habe ich so viel erfahren, so viel gelernt. Und dann habe ich mir einfach gesagt: Jetzt mache ich es mir hier schön. Jetzt genieße ich das einfach. Wir waren ja wahnsinnig gut versorgt, das Essen war superlecker. Da war eine gute Energie, das wollte ich nutzen. Und: ich wollte natürlich auch durchhalten. Früher hätte ich nach drei Wochen meine Koffer gepackt und wäre an den nächsten Strand gefahren und hätte mir dort noch zwei schöne Wochen gemacht. Deshalb war es eine schöne Erfahrung für mich, dazubleiben und nicht wegzulaufen für mich in einem Moment, in dem es mir reicht. 

Was hast du als besonderes Learning mitgebracht?

Das Staunen. Das habe ich auf diesem Retreat wirklich wieder gelernt. Zu staunen. Beispielsweise über den Sternenhimmel. Der war wirklich unglaublich. Und dann dieser Moment am frühen Morgen, wenn es in Asien von einem auf den anderen Moment hell wird. Ein unfassbarer Moment. In so einer Situation hast du ja wirklich wieder Zeit, dich auf solche Dinge zu fokussieren, sie bewusst wahrzunehmen. Ich erinnere mich aber auch noch an einen Schmetterling, den ich tagelang beobachtet hatte und der mich sehr faszinierte. Eines Tages habe ich einfach meine Hand geöffnet und er hat sich auf diese Hand gesetzt. Das war eine absolut bildliche Erfahrung: Die Dinge kommen schon zu mir, ich muss ihnen nicht hinterherrennen …

War es schwierig, nicht mit den anderen Gästen zu sprechen?

Ja und nein. Es gab einen Retreatleiter, der sehr genau darauf geschaut hat, dass wir uns nicht unterhalten. So etwas macht mich jedoch eher wütend. Ich bin keine drei Jahre alt, sondern kann selbst entscheiden, was ich tue. Und davon abgesehen, wenn man sich unbedingt mit jemanden austauschen wollte, gab es doch immer eine Gelegenheit, sich zu treffen ohne das andere es gesehen haben. Aber alles in allem hat es schon sehr gut getan, bei sich zu bleiben. Wir sind normalerweise ja doch sehr abhängig davon, ob andere uns anlächeln, mit uns sprechen etc. Und mal ganz für sich zu sein, ohne anderen gefallen zu wollen, Anerkennung zu bekommen etc. hat schon auch etwas sehr Befreiendes. 

Der Retreat war kurz vor dem Lockdown, du bist am 23. Januar zurückgekommen. Aus der Stille in eine eigentlich neue, veränderte Welt. Wie war das?

Ich bin aus der Stille zunächst nach Bangkok auf den Flughafen gekommen und das überforderte mich total. Ich hatte da den Impuls: jetzt ist mal Schluss mit dieser ewigen Reiserei. Diese fünf Wochen haben mich so in mein Herz gebracht, und da dachte ich wirklich: Ich will nicht mehr so viel Reisen. Als ich in München ankam, hat sich dieser Gedanke noch mehr verfestigt. Und dann kam ja auch schon bald Corona. Eigentlich war Corona ein Geschenk für mich. Denn in der gewohnten Umgebung musste ich erst einmal ein gutes Mittelmaß an Treffen mit Freunden und Familie und Stille finden. Ich war unvorbereitet darauf, wieder in das normale Leben zurückzukommen. Ein weiteres Mal würde ich mir aber auch einfach mehr Zeit lassen mit dem Ankommen. Ich hatte beispielsweise kurze Zeit später Geburtstag und dachte, ich wolle das unbedingt mit einigen Leuten feiern. Ich habe bei der Vorbereitung gemerkt, dass mich alleine das einkaufen überfordert hat. Ich habe das Fest wieder abgesagt. Gespräche haben mich die ersten Wochen sehr angestrengt. So gesehen war der Retreat eine tolle Vorbereitung auf die Pandemie-Zeit. 

Kannst du das noch etwas genauer erklären?

Ja, wir denken ja auch immer, wir müssten arbeiten oder irgendetwas tun oder erledigen. Am besten 24 Stunden rund um die Uhr kreativ sein. Dürften keine Minute dabei verlieren. Die Corona-Zeit hat uns gezeigt, dass das eben nicht so ist, dass es auch mal anders geht. Und das ist eine Erfahrung, die ich auch während dieser Reise gemacht hatte. Und fünf Wochen Schweigen haben natürlich sehr gut auf den gesellschaftlichen Stillstand vorbereitet.

Müssen wir, um uns selbst kennenzulernen, beginnen, zu schweigen?

Ich finde, dass Meditation eine wunderbare Art ist, sich kennenzulernen. Dieses „Nachinnenschauen“ offenbart uns, wer wir sind, wie wir denken, wie wir fühlen. Das kann natürlich für viele sehr erschreckend sein. Besonders dann, wenn man sehr auf äußere Reize fixiert ist und von der Anerkennung anderer durch Klicks und Likes angewiesen ist. Dann kann einen schon mal ein Gefühl von Leere überkommen, wenn man schweigt und sich mit sich selbst konfrontiert. Aber man braucht nicht gleich mit einem Fünf-Wochen-Retreat beginnen. Vor 20 Jahren hätte ich fünf Wochen Schweigeretreat nicht ausgehalten. Ich glaube, wer wirklich achtsam ist, lernt sich jeden Tag neu kennen. 

Mehr über Doris Iding: http://vomglueckderkleinendinge.blogspot.com

Lauschangriff und Lesestoff vom 8. Juli 2021

Ich sitze in der Küche meiner Mutter. Draußen regnet es. Genauer: es schüttet. Die Kinder spielen seit zwei Stunden friedlich im Zimmer nebenan, eine Art Ankleideraum. Da steht auch noch eine Bügelmaschine aus dem letzten Jahrtausend. Eine Bügelmaschine!?! Außer meiner Mama kenne ich niemanden, der so ein Gerät zuhause hat. Sie bügelt damit die Tischdecken. Die Kinder finden alle möglichen Sachen, das meiste ist altes Spielzeug von uns, meinen Brüdern und mir. Spielsachen, die für meine Töchter wie Relikte aus einer anderen Epoche erscheinen. „Mama, gibt es hier kein Glitzer?“, fragte mich meine Tochter im letzten Sommer, als wir auf dem Dachboden nach alten Playmobilfiguren und Spielzeug suchten. Glitzer? Ich musste lachen. Sie lieben es trotzdem hier.

Regen, kein Glitzer

Bislang hatten wir immer Glück. Wenn wir aus dem Norden hier runter in den Süden kamen, schien die Sonne. Wir verbrachten die meiste Zeit im Garten meiner Eltern, der für mich ein bisschen was vom „Garden Eden“ hat. Einen Pool gibt es auch. Diesmal ist der Sommer irgendwie ins Wasser gefallen. Egal. An den Kindern sehe ich jeden Tag wie irrelevant das Wetter ist. Sie würden am liebsten noch länger hier bleiben. Und ich habe gar kein schlechtes Gewissen, obwohl ich kaum zum Arbeiten komme. Vielleicht liegt es daran, dass ich am Wochenende den Artikel in der Süddeutschen Zeitung gelesen hatte: „Ab in die Pause“ – oder in der Onlineversion „Das erschöpfte Ego“. Werner Bartens hat einen schönen Beitrag geschrieben, darüber, dass Pause machen in Deutschland erschreckender Weise verpönt ist. Denn wir leben heute in einer Zeit, in der die Menschheit noch nie so gesund und gleichzeitig noch nie so ausgebrannt war. Dabei ist die Pause – und auch die Stille – so unfassbar kraftvoll. Das erfährt Bartens unter anderem auch von Künstlern, wie dem Schauspieler Ulrich Matthes, der erklären kann, weshalb von der Pause eine große Macht bei Theater und Film ausgeht. „Statt die Magie des Moments zu genießen, die Stille zwischen einem noch nicht vereinten Liebespaar oder auch nur im Meeting nicht gleich dazwischenzuplärren, wenn ein Kollege mal eine Idee von sich gibt, hebt sofort das große Palaver an, wenn einer noch nicht mal ausgeredet hat“, schreibt Bartens. Wie herrlich. Ja, oder? Der perfekte Ton sei die Stille, sagte einmal Keith Richards. Bartens schreibt, dass wir heute glauben, nicht zur Ruhe kommen zu dürfen, denn „da geht noch was“.

Absichtslose Pause

Mir stoßen Sprüche wie „Ausruhen kann ich auch wenn ich tot bin“ schon lange übel auf. Weiß ich doch, dass Schlaf und regenerative Pausen unabdingbar für gute Performance sind. Zumindest dann, wenn ich gleichzeitig auch noch gesund bleiben möchte. Den Vollgasmodus kenne ich übrigens auch. In meinen Zwanzigern war ich pausenlos rastlos. Das ist auch verständlich. Der Sinn für Ruhe kam zum Glück schon vor dem Ende meiner 30er. Bartens hat (nicht nur) einen schönen Satz geschrieben, der mich besonders zum Denken gebracht hat: „Die Pause als Quell schöpferische Gedanken zu instrumentalisieren, oder als Ladestation für das erschöpfte Ego, ist übrigens nicht Sinn der Sache, sondern wäre nur ein weiteres Unterkapitel im Optimierungsaleitfaden der Bilanzbuchhalter für das Ego.“ Die Pause soll absichtslos sein. Ach, herrlich. 

Gerne gehört habe ich in der letzten Woche den Podcast Depression – Der Talk der Robert-Enke-Stfifung mit Sängerin Lotte als Gast.

Darin spricht Lotte auch darüber, wie sich die sozialen Netzwerke, also beispielsweise Instagram, auf ihre Psyche auswirken. Sie habe dazu ein Experiment gemacht und festgstellt, dass es ihr eigentlich immer wenn sie durch die Profile scrollte, schlechter ging als vorher. Wir sehen das vermeintlich perfekte Leben der anderen auf dieser Plattform immerzu in der vollen Perfektion. Kein Wunder, dass wir selbst da ein schlechtes Gewissen kriegen müssen. Ich finde es spannend, dass jemand wie Lotte – deren Profil von über 80.000 Menschen verfolgt wird – diese Erfahrung macht. Es ist ein Alarmzeichen. Und steht in einem engen Zusammenhang mit meinem persönlichen Zwiespalt zum Nutzen dieser App. Darüber schreibe ich hier mal an anderer Stelle in einem größeren Beitrag. 

Money, money, food, food

Wenn du dich dafür interessierst, was ein/e Yogalehrer/in so verdienen kann, empfehle ich den aktuellen Beitrag von Thomas Meinhof aka yogadude auf Yogaword.de. Um dieses Thema dreht sich auch dieser Beitrag auf eversportsmanager.com.

Was mich sonst noch beschäftigt hat diese Woche: Natürlich dieser unfaire Elfmeter der Engländer gegen die Dänen bei der EURO 20. Nein. Gar nicht. Eher: Das unschöne Verhalten der englischen Fans. Gegen den dänischen Torhüter aber auch generell. Das Verhalten der Fans aller Nationen in Bezug auf die Vorbildfunktion für unsere Kinder in Pandemie-Zeiten … aber egal. Ist ja nur Fußball 😉

Eine noch in Deutschland wenig bekannte Seite für vollwertige und gesunde Rezepte findest du hier

Und das gibt es bei mir. Danach geht es dann auch noch mal in „Extra-Ferien“. Wir verschwinden noch für eine Woche in den Bergen. Hier lesen wir uns wieder am 24. Juli.

Illustration: Mona C. Kramss

Ein Stück vom Glück …

Seit dieser Woche findest Du auf meiner Webseite kostenlose geführte Meditationen. Sie sind nicht besonders lang; der Fokus liegt auf Acht-Minuten-Meditationen. Wie wohltuend diese kurze aber wertvolle Zeit der Ruhe und Besinnung sein kann, habe ich bereits mehrfach beispielsweise hier und hier beschrieben.

Meditiere auf deine Weise

Meditation ist auf viele Arten möglich. Wenn es dir schwerfällt, Zeit für „Nichtstun“ einzurichten und du Stille eher beängstigend findest, dann beginne doch damit, einmal achtsam durch den Wald zu spazieren. Nimm dir vor, beim Joggen auf den Sound deiner Atmung zu achten, statt über dein nächstes Projekt zu sinnieren. Vielleicht einmal auf die „Tagesthemen“ verzichten, stattdessen zehn Minuten früher ins Bett zu gehen und bewusst darüber nachzudenken, wofür du an diesem Tag dankbar warst. All das beinhaltet Meditation. Ich bin ein großer Fan von Victor Davichs Buch „8 Minuten Meditation“. Denn acht Minuten tun nicht weh. Davich erklärt im Buch auch anschaulich, wie Meditation beim Gehen, beim Abendessen zubereiten, ja sogar im Supermarkt möglich ist. Dabei sagt er: „Denke daran, dass Meditation in Aktion nicht bedeutet, etwas in Slow-Motion auszuführen.“ Führe die Aktionen in dem Tempo aus, in dem sie ausgeführt werden müssen. Und auch da ist Meditation eine Übungssache. Aber eine, die sich lohnt, denn es führt dazu, Dinge, die getan werden müssen mit einer gewissen Zufriedenheit auszuführen.

Beende den Anspruch, im Meditieren gut zu sein

Michael James Wong, ein Yogalehrer aus London, hat diese Woche auf seinem Instagram-Profil geschrieben: „I find the greatest obstacle for meditation is that people have a need to be good at it quickly, the irony is, the harder you try, the less benefit you find. Break the need from wanting to achieve and just appreciate the time to close your eyes, be still and just breathe.“ Menschen beginnen zu meditieren, und haben dabei gleich den Anspruch darin „gut“ zu sein. Doch genau da liegt das Problem: Um so stärker wir etwas von der Meditationspraxis erwarten, um so weniger Profit können wir daraus ziehen. Das ist das Paradoxe an der Meditationspraxis: Meditieren bedeutet, zu Üben Ja zum gegenwärtigen Moment zu sagen. Das gelingt aber nicht, wenn wir uns „nicht gut genug zum Meditieren“ fühlen. Wenn wir also damit aufhören, an unsere Meditationspraxis Erwartungen zu knüpfen, beginnen wir damit, die Zeit der Stille und des Bewusstseins zu geniessen. Jeder bewusst durchgeführte Atemzug ist ein Stück vom Glück.

Wenn Ohren atmen …

Und noch etwas: Höre manchmal einfach genau hin. Beispielsweise auf die Stille. Wie hoch der Geräuschpegel in meinem Leben ist, wurde mir erst Silvester vor zwei Jahren bewusst. Da hatten wir Besuch von einer Freundin, die alleine lebt. „Es war schön bei euch“, sagte sie mir am Tag der Abreise, „aber Wahnsinn, welchem Geräuschpegel du immerzu ausgesetzt bist.“ Seit dem genieße ich die Stille wirklich in besonderem Maße. Sie fehlt mir nicht wenn ich in meinem Alltagstrubel bin, aber ich nehme sie sehr bewusst wahr, wenn sie auftaucht. Dann scheint es, als würde ich meine Ohren aufatmen hören …

Der Rückzug der Sinne – oder manchmal würde Ohropax wohl helfen

Meine Instagram Stories waren in dieser Woche – in unserer letzten Ferienwoche, die für mich eigentlich keine war, weil ich an einem neuen Manuskript für ein Buchprojekt sitze – leise. Ohne Musik. Ich habe die Wellen gefilmt, wie sie gegen den Sand schwappen. Ich habe beobachtet, wie das Meer sich bewegt, diese unfassbare Macht, die alles in Schwingung hält. Und ich war der Meinung, dass nichts außer Stille das gebührend untermalen kann. Die Schönheit der Natur beobachte ich häufiger, und ich nehme sie nicht selten bewusst wahr. Aber Stille ist etwas sehr Kostbares geworden in meinem Leben als Mama mit zwei kleinen, noch nicht schulpflichtigen Kindern. So richtig bewusst geworden ist mir das erst vergangenes Silvester als eine Freundin von mir zu Besuch war, die keine Kinder hat. Lachend und wohl auch erleichtert darüber, dass sie bald wieder abreisen konnte, sagte sie nach 24 Stunden mit unserer Rasselbande zu mir: „Der Geräuschpegel, dem du so den ganzen Tag ausgesetzt bist – das ist schon Wahnsinn. Wenn man das nicht gewohnt ist, fällt es einem auf. Da ist immer Geräusch.“

So schlimm empfinde ich es gar nicht, aber ich merke sehr wohl wie wohltuend Stille sein kann. Am deutlichsten nehme ich sie wahr, wenn ich in Savasana liege oder eben wenn ich ohne Kinder abends das Meer betrachten kann – was natürlich, obwohl wir an der Ostsee wohnen, selten vorkommt.

Im achtgliedrigen Pfad des Yoga, der über 2000 Jahre alten Anleitung zum Glücklichsein, steht Pratyahara, das Zurückziehen der Sinne, an fünfter Stelle. Es ist also gleich hinter den Asanas und der Atmung zu finden. Und es gehört noch zum Kriya Yoga, den ersten fünf Stufen, die auch als praktischer Yoga bezeichnet werden (danach wird es mit Raya Yoga, dem königlichen Yoga, dann richtig kompliziert …). Das Zurückziehen der Sinne ist auch schon kompliziert genug. In der heutigen Zeit führen die äußeren Eindrücke, die wir über unsere Sinnesorgane wahrnehmen, leicht zu Überforderung.  Das kann anstrengend sein und lenkt uns von unserem Inneren ab. Zu lernen, wieder besser auf den eigenen Körper zu hören, ist ein Ziel von Yoga, das viele Menschen sehr schnell erlernen, wenn sie sich regelmäßig auf die Matte begeben. Trotzdem ist es im Alltag wahnsinnig schwer, das umzusetzen.

Pratyahara, das bedeutet, dass wir lernen sollen, auf äußere Reize nicht mehr zu reagieren. Wenn die Sinne ruhen, können wir uns auf das Innere konzentrieren. Für uns ist das kaum möglich, weil wir so sehr nach außen orientiert sind. Manche Sinne lassen sich leichter nach innen ausrichten, andere nicht so leicht. An meinen Kindern kann ich ganz gut beobachten, wie sehr sie noch in eine Sache vertieft sein können, egal wie viele äußere Störfaktoren es auch geben mag. In der vergangenen Woche hüteten wir an einem Nachmittag den Hund meiner Schwiegermutter. In der ersten Stunde war die arme Hündin so aufgeregt, dass sie sich von uns kaum ablenken liess. Wir hatten alles versucht. Ein Suchspiel im Garten mit Hundeleckerchen, Streicheleinheiten und In-Ruhe-Lassen – keine meiner Strategien halfen. Sie saß an der Tür, weinte und bellte. Die Kinder malten. Und zwischendurch stritten sie sich. Um die richtigen (oder falschen) Stifte, die schöneren Einhörner, die ich ihnen hatte auf das Papier malen sollen. Tja. Immer dann, wenn es am nötigsten wäre, lassen meine Fähigkeiten was Pratyahara betrifft, zu wünschen übrig. Irgendwann rief ich also in den Flur hinaus nach der Hündin, sie solle doch nun endlich mal ruhig sein. Meine vierjährige Tochter sah mich entsetzt an: „Nicht schimpfen, Mama. Sie ist doch traurig.“

Ja, da war sie mal wieder. Die Sanftmütigkeit, die ich mir manchmal so sehr wünsche auf der einen Seite (wie kann man mit einem Lebewesen schimpfen, wenn es verzweifelt ist – nur weil es „nervig“ ist?!?) und auf der anderen Seite diese Gelassenheit dem Geräuschpegel gegenüber. Kinder sind manchmal die besten Yogalehrer. Meine Kinder störten sich nicht an dem Geräusch, sie hatten einfach nur Mitleid. Sie hatten es aber trotzdem geschafft, völlig vertieft in ihrer Malerei zu versinken, während ich mich über einen jaulenden Hund aufregen konnte. Weil ja – es war einfach irgendwann anstrengend für meine Ohren geworden. Ich sagte meiner Tochter, dass sie recht hätte. Dass es dumm von mir war, mit dem Hund zu schimpfen, der doch nur verzweifelt war und nichts dafür konnte. Und dass es erst recht verrückt ist, dass wir Erwachsenen uns an so etwas stören können …

In unserem Alltag ist Pratyahara nicht leicht. Ich übe aber. Manchmal hilft es, meinen Kindern zuzuschauen, manchmal der wohltuende Blick auf den Ozean. Happy Weekend.